Gestreifte Falterfische schwimmen vor einem Korallenriff in Belize.

UN-Klimakonferenz Hoffnung für die Korallengärten in Belize 

Stand: 07.12.2023 04:24 Uhr

Die Natur in der Karibik ist einzigartig. Doch außergewöhnlich hohe Wassertemperaturen setzen der Tier- und Pflanzenwelt zu. Eine Gruppe um eine die Meeresbiologin Carne in Belize bemüht sich darum, die Korallen zu retten.

Türkisfarben blitzen die Wellen in der Sonne. Unter der Meeresoberfläche tummeln sich kleine Fische zwischen den Korallengärten. Vor der Küste von Belize liegt das zweitgrößte Korallenriff der Welt - mit 7.000 Jahre alten Korallen. Natascha Gibson ist dort aufgewachsen.

Dort, wo Touristen Urlaub machen, ist sie schon als kleines Kind getaucht. Die 34-Jährige hat über die Jahre beobachtet, wie sich die Unterwasserwelt verändert hat. Früher habe es mehr Leben gegeben, die Farben seien strahlender gewesen: "Starke Farben bedeuten Leben, ein funktionierendes Ökosystem. Die Hornkorallen, die so aussehen wie Fächer, waren früher strahlend lila. Selbst das Seegras ist blasser geworden. Der Unterwassergarten ist im Begriff zu sterben."

Korallen ziehen Fische und Touristen an

Und das will Natascha verhindern. Seit sechs Jahren arbeitet sie für die Nichtregierungsorganisation "Fragments of Hope" - Fragmente der Hoffnung. Zusammen mit der Meeresbiologin Lisa Carne forsten sie in mühseliger Kleinstarbeit die Korallen wieder auf. Die Korallen bilden ein wichtiges Glied in der Nahrungskette, schützen als Wellenbrecher die Küsten, die Fische und ziehen Touristen an. 

Eine Mehrheit der Bevölkerung in Belize lebt vom Tourismus und dem Fischfang - sie hängen von der Gesundheit des Riffs ab, erklärt die Meeresbiologin. Im Laughing Bird Caye National Park hat Carne 2006 mit der Aufforstung der Korallengärten begonnen. Sie arbeiten dort in flachen Gewässern, nicht tiefer als fünf Meter.

Auch an diesem Tag fahren sie mit dem Boot raus. Zum Schutz vor der intensiven Sonne haben sich die beiden Frauen ein Tuch um das Gesicht gewunden, tragen Leggings und ein langärmeliges T-Shirt. Sonnencreme ist tabu, betont Carne, denn die enthält Chemikalien, die Meeresorganismen schaden und damit auch den Korallen.

Lisa Carne

Zum Schutz gegen die Sonne benutzt Lisa Carne keine chemischen Mittel, sondern Textilien.

Immer wieder ausgeblichene und abgestorbene Korallen

Korallen sind Tiere, erklärt sie, während das Boot eine kleine Insel ansteuert. Sie können sich auf zwei verschiedene Arten vermehren: Indem sie Eier und Spermien ins Wasser abgeben, aus denen neue Babykorallen entstehen. Oder aber sie entstehen aus abgebrochenen Stücken, die an einer anderen Stelle im Riff landen und dort wieder heranwachsen.

Lisa Carne macht sich bereit für ihren Tauchgang, streift sich Schnorchel Brille und Flossen über. An diesem Tag will sie Stichproben von Korallentransplanten nehmen, die sie bereits 2006 verpflanzt hat. Beim Tauchgang sieht sie immer wieder einzelne Korallen, die ausgeblichen oder teils sogar abgestorben sind.

Lisa Carne und ihr Team entnehmen ein Zentimeter kleine Bruchstücke ausgewählter gesunder Korallen, die widerstandsfähig sind. Gesucht werden Exemplare, die besonders resistent sind, die sich besser an Klimaveränderungen anpassen. Diese Fragmente bringen sie dann an einer anderen Stelle wieder an, befestigen sie mit einem Zementfundament, dort wo andere gestorben sind. 

Korallenprobe in einer Plastiktüte

Gebraucht werden Bruchstücke von Korallen, die besonders widerstandsfähig sind.

Zehntausende Korallenfragmente gepflanzt

Im Laughing Bird Caye National Park haben Lisa und ihr Team 90.000 Fragmente seit Beginn des Projekts gepflanzt, landesweit sogar 176.000. "Normalerweise verpflanzen wir die Korallen zwischen Dezember und Mai, außerhalb der Hurrikan Saison, aber jetzt haben wir bereits Dezember und die Korallen bleichen immer noch, wir können sie unter diesen Bedingungen nicht pflanzen."

In diesem Jahr waren die Korallen außergewöhnlichen Temperaturen ausgesetzt. Zuletzt war das Meer 2019 in Belize drei bis vier Grad wärmer als sonst - das ist extrem viel. Die Korallen bleichten aus und von Krankheiten bedroht. In diesem Jahr wurden diese Temperaturen sogar noch überschritten, erklärt Carne. Sie ist frustriert. "Diese hohen Temperaturen über so einen langen Zeitraum hatten wir nie zuvor. Es hat bereits im April begonnen und es ist noch nicht vorbei."

"Ein Schritt vor, 25 zurück"

Dauert eine Hitzewelle nur kurz, können Korallen die Bleiche überleben. Doch dauert sie länger an, ist die Gefahr sehr groß, dass sie komplett sterben. Immer wieder muss Lisa Carne sich neu motivieren. Es ist Sysiphos-Arbeit. Es sei immer ein Schritt vorwärts und 25 zurück.

Doch ans Aufgeben denkt weder Lisa Carne noch Natascha: "Wenn es dem Meer schlecht geht, dann wird das auch einen Effekt auf unser Leben haben. Wenn ich hier gebraucht werde, lasse ich alles andere stehen und liegen. Ohne Korallen gibt es kein Leben, keine Fische. Meine kleine Tochter liebt das Meer, ich will diese Schönheit mit ihr teilen und sie soll es noch mit ihren Kindern teilen."

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