Ein Eisbär steht im Nordpolarmeer auf eine Eisscholle.
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Polar-Gipfel in Paris Warum wir Eis zum Überleben brauchen

Stand: 08.11.2023 16:10 Uhr

In Paris findet derzeit der "One Planet - Polar Summit" statt. Es wird über ein großes Thema beraten: Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf die Polarregionen? Antworten auf wichtige Fragen.

Von Stephan Hübner, hr

Welche Rolle spielt Eis auf der Erde?

Zunächst ist Eis eine Süßwasserreserve. Süßwasser ist eine wertvolle Ressource, weil es viel weniger Süß- als Salzwasser auf der Erde gibt. Der Großteil des Süßwassers liegt als Eis vor.

Dieses Eis ist essenziell für das Klima und für die Lebewesen - nicht nur als Wasserlieferant, sondern auch, weil es zum Beispiel Sonnenstrahlen reflektiert und darüber die Temperatur reguliert oder weil es in den Polarregionen die Böden stabilisiert und vor Erosion schützt.

Wie setzen sich die globalen Eis- und Schneeschichten zusammen?

Alle Eis- und Schneeflächen der Erde bilden zusammen die Kryosphäre. Das Wort kommt aus dem Griechischen und heißt in etwa "frostige Erdkugel". Die Kryosphäre erstreckt sich über mehr als die Hälfte der Länder der Erde. In ihnen kommt gefrorenes Wasser in Form von Schnee, Gletschern, Eisschilden oder schwimmendem Schelfeis vor.

Es gibt Permafrostböden, unterseeisches Eis, Süßwassereis auf Seen und Flüssen - die Vielfalt ist überraschend groß. Am bedeutsamsten sind davon jedoch die Eisschilde, also die ganzjährig vorhandenen Eispanzer der Arktis und Antarktis. Denn sie stellen 99 Prozent der weltweiten Eismassen dar.

Geht das Eis in all diesen Gebieten gleich schnell zurück?

Es gibt Unterschiede: Die Arktis erwärmt sich doppelt so schnell wie der Rest der Welt. Das heißt, der Grönländische Eisschild verliert Masse in Rekordzeit - und das vor allem seit der Jahrtausendwende.

Der jährliche Eisverlust ist dort etwa anderthalb Mal so intensiv wie in der Antarktis. Nach aktuellem Stand wird er fast 25 Prozent zum Meeresspiegel-Anstieg beitragen, und sein Verlust ist unumkehrbar.

Was bedeutet das für den weltweiten Wasserkreislauf?

Bezogen auf unseren menschlichen Zeithorizont wird sich an der Gesamtwassermenge auf Erden nicht viel ändern. Dennoch wird die Süßwasserverfügbarkeit für Menschen, Tiere und Pflanzen sinken - weil Süßwasser durch das Abschmelzen ins Meer gelangt und der Nutzung an Land entzogen wird.

Das kann Lebensgrundlagen bedrohen - und zwar auch an unerwarteten Orten. So leben etwa in den Hochgebirgen rund zehn Prozent aller Menschen. Sie nutzen Gletscherwasser beispielsweise für die Landwirtschaft. Wenn die Gletscher dort schrumpfen, werden viele Menschen diese Gebiete verlassen müssen.  

Welche weiteren Auswirkungen hat der Eisverlust?

Die Auswirkungen sind vielfältig und hängen eng miteinander zusammen. Ein Beispiel: Steigt die globale Durchschnittstemperatur weiter an, wird das Meereis im Frühjahr mit weniger Schnee bedeckt sein. Damit ist es jedoch schon früher im Jahr der Sonne ausgesetzt und schmilzt auch eher.

Werden Eis und Schnee weniger, reflektiert die Erde weniger Sonnenstrahlen zurück ins Universum, und Land und Wasser nehmen mehr Wärme auf. Dieses Phänomen nennt man den Albedo-Effekt. In der Folge schmelzen Eis und Schnee weiter. Dadurch verändern sich der Salzgehalt im Meer, die Dichte des Meerwassers oder sogar Strömungsverhältnisse im Meer.

Was bedeutet das speziell für die Ökosysteme in den Polargebieten?

Vielen Lebewesen werden die Veränderungen die Lebensgrundlagen entziehen. Eisbären etwa nutzen die arktischen Packeisschollen, um an eine ihrer wichtigsten Beuten zu kommen, an Robben. Schwindet das Eis, müssen sie neue Ernährungsstrategien finden.

Die Folgen anderer Entwicklungen erschließen sich erst ansatzweise. So wurde bei der letzten Polarstern-Expedition beobachtet, dass an der Unterseite des Meereises in Kanada bestimmte Algen verschwunden sind, die als wichtige Nährstofflieferanten im arktischen Ökosystem gelten. Dies könnte perspektivisch gravierende Auswirkungen auf dessen Stabilität haben.

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