Künstlerische Darstellung von Z Camelopardalis (Z Cam), einem Sternsystem mit einem kollabierten, toten Stern oder Weißen Zwerg und einem Begleitstern.

Astronomie Einmal im Leben eine Nova sehen

Stand: 02.06.2024 08:02 Uhr

Eine Stella Nova, ein neuer Stern, soll in diesem Jahr am Sternenhimmel auftauchen - nur wenige Tage lang. Dazu braucht es zwei uralte Sterne mit einer heißen Beziehung.

Von Heike Westram, BR

Es ist ein ungewöhnliches Sternenpaar, das da im Sternbild Krone umeinanderkreist, vor unseren Blicken verborgen und dennoch jetzt gerade ganz aufmerksam beobachtet. Dieses Sternenpaar könnte bald eine helle Nova hervorbringen - einen scheinbar neuen Stern am Firmament.

Jederzeit könnte er aufleuchten - heute Nacht, nächste Woche oder vielleicht erst im September: ein Stern, den Sie noch nie gesehen haben. Und der auch nur wenige Tage lang zu sehen sein wird. Eine Stella Nova, ein neuer Stern. In Wirklichkeit ist die Nova weder ein Stern, noch ganz neu. Das Ganze ist viel spektakulärer.

T Coronae borealis - ein besonderer Doppelstern

Was wir sehen werden, ist eine gigantische Explosion, hervorgerufen von einer besonderen Sternen-Beziehung. Ein kühler, gigantisch aufgeblähter Roter Riese und ein heißer, extrem verdichteter Weißer Zwerg kreisen als Doppelstern um einen gemeinsamen Schwerpunkt.

T Coronae borealis (T CrB) heißt das Sternenpaar, benannt nach dem Sternbild Nördliche Krone (Corona borealis), in dem es sich befindet.

Das ungleiche Sternenpaar in der Nördlichen Krone

Beide Sterne sind uralte Sonnen, fast schon am Ende ihres Sternenlebens angelangt: Der Rote Riese ist ein sterbender Stern, der zwar in seinem Kern noch Heliumatome fusioniert. Doch seine äußeren Hüllen hat er schon fast abgestoßen, sie dehnen sich immer weiter aus und kühlen ab.

Der Weiße Zwerg dagegen hat schon alle Kernfusion im Inneren eingestellt und seine Hüllen längst abgeworfen. Doch der Kern - der kollabierte Sternenrest - ist extrem heiß und dicht: etwa, als ob unsere Sonne auf die Größe der Erde zusammengepresst würde. Ein Ende, das auch unserer Sonne bevorsteht.

Wie ein Stern den anderen "beklaut"

Der dichte Weiße Zwerg hat eine enorme Gravitationskraft. Sein Begleiter, der Rote Riese, kann dagegen seine sich ausdehnenden Hüllen kaum noch halten. So kommt es, dass ein steter Strom gasförmigen Wasserstoffs vom Roten Riesen zum Weißen Zwerg fließt und sich bei diesem anlagert.

Dieses Gas, das den Weißen Zwerg wie eine Scheibe umgibt, wird von diesem immer weiter aufgeheizt, während es kontinuierlich mehr wird. In rund 80 Jahren lagert sich so viel Wasserstoff an, wie der Masse der Erde entspricht.

Die Nova - eine gigantische Explosion

Und dann kommt es zum großen Knall: Auf der Oberfläche des Weißen Zwergs kommt es zu einer thermonuklearen Explosion. Der Stern "zündet durch und verbrennt allen Wasserstoff", erklärt Uwe Pilz von der Vereinigung der Sternfreunde.

Das ist die Nova, die wir dann mit bloßem Auge sehen können: ein helles Licht im Sternbild Nördliche Krone, wo vorher keins zu sehen war. Es leuchtet nur wenige Tage lang, dann verlischt es wieder. Doch das ungleiche Sternenpaar "lebt" weiter. Explodiert ist nur der angesammelte Wasserstoff, der Weiße Zwerg und der Rote Riese ziehen weiter ihre Kreise umeinander. Und weiterhin fließt der Strom an Wasserstoff, den der Weiße Zwerg "ansaugt". Bis sich 80 Jahre später wieder so viel angesammelt und erhitzt hat, dass es erneut knallt und die Nova zum nächsten Mal erstrahlt.

Alle 80 Jahre kehrt diese Nova wieder

Die Stella Nova ist also nicht nur kein Stern, sondern auch nicht neu: Zuletzt wurde die Nova T CrB im Jahr 1946 gesehen, davor im Jahr 1866. Und in diesem Jahr wird es wieder so weit sein, da ist sich der US-Astronom Bradley Schaefer von der Louisiana State University sicher, auch wenn die 80 Jahre jetzt noch nicht ganz vergangen sind.

Schaefer beobachtet T CrB seit vielen Jahren. Und er ist sicher, dass die Nova aufleuchtet, "bevor der Sommer zu Ende ist". Denn es mehren sich Anzeichen, dass die Explosion kurz bevorsteht: Schon 2015 wurde das System auffallend heller, ähnlich wie im Jahr 1938, acht Jahre vor der letzten Nova. Und seit vergangenem Jahr beobachtet Schaefer ein Abdimmen von T CrB, wie es auch ein gutes Jahr vor der Nova von 1946 eintrat.

Deshalb lässt Schaefer den Doppelstern nicht aus den Augen. Und er ist nicht allein: "Alle sechs Minuten schaut jemand zu T Coronae borealis", erzählt Schaefer: "Hunderte von Hobbyastronomen warten auf die Nova." Kein Wunder, denn eine Nova wird man wohl nur einmal in seinem Leben mit bloßem Auge sehen. Und die Nova bei T Coronae borealis gehört noch dazu zu den hellsten Novae, die für uns sichtbar auftreten.

Sternbild Nördliche Krone

Das Sternbild Nördliche Krone: Es sieht aus wie ein schräg liegendes Schüsselchen, ein Halbkreis-förmiger Bogen mit dem hellen Stern Gemma fast in der Mitte.

So können Sie selbst die Nova sehen

Sie wollen diese Nova selbst sehen? Dazu brauchen Sie eigentlich nicht viel. Entscheidend ist, den richtigen Moment nicht zu verpassen, denn die Nova ist vermutlich nur zwei, drei Tage mit bloßem Auge zu sehen. Dann wird T CrB etwa so hell werden wie der Polarstern.

Damit Sie im entscheidenden Moment wissen, wann Sie wohin schauen müssen, können Sie schon ab jetzt an jedem wolkenfreien Abend üben: Lernen Sie das Sternbild Nördliche Krone kennen, das jetzt in den Sommernächten hoch im Süden steht.

Es sieht wie ein schräg liegendes Schüsselchen aus, ein Halbkreis-förmiger Bogen mit dem hellen Stern Gemma fast in der Mitte. Der ist nur zwei Handbreit links über Arktur zu finden, dem hellsten Stern des Nordhimmels. Die Nova wird links unten in der Nördlichen Krone auftauchen, keine drei Fingerbreit von Gemma entfernt.

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