Weltraumschrott

Projekte der ESA Asteroiden-Abwehr und eigene Mond-Mission

Stand: 30.12.2019 13:10 Uhr

Europa investiert eine Rekordsumme in die Raumfahrt. Die ESA hat sich einiges vorgenommen: Es geht darum, Asteroideneinschläge abzuwenden, eine Mond-Mission anzugehen und Weltraumschrott wegzuräumen.

Es ist gut 20 Jahre her, da machte sich US-Schauspieler Bruce Willis auf den Weg ins All: In dem Hollywood-Blockbuster "Armageddon" rast ein Asteroid auf die Erde zu. Die einzige Möglichkeit, ihn zu stoppen, ist, ihm entgegenzufliegen und ihn zu sprengen.​

Was damals Science Fiction war, könnte bald Realität sein. Die europäische Weltraumagentur ESA hat auf ihrer Ministerratskonferenz Ende November die sogenannte HERA-Mission genehmigt, eine Asteroidenabwehr, die von Deutschland geleitet wird.​

Schutz vor Asteroideneinschlag

Dabei wird die ESA zusammen mit der US-Raumfahrtagentur NASA untersuchen, wie sich die Menschheit vor einem Asteroideneinschlag auf der Erde schützen kann: "Wir wissen, dass irgendwann wieder ein Asteroid auf der Erde einschlagen wird, und auf den Zeitpunkt muss man vorbereitet sein. Bisher hat noch niemand ausprobiert, einen Asteroiden absichtlich abzulenken, um herauszufinden, was dann genau passiert", erklärt Thomas Jarzombek, der Koordinator der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt, das ehrgeizige Projekt.

ESA Gebäude in Paris
Was ist die ESA ?
European Space Agency (die Europäische Weltraumagentur)



* Sitz in Paris, Frankreich, 1975 gegründet​

​ * koordiniert die Raumfahrtaktivitäten der 22 Mitgliedsländer​

​ * Rekordetat für die nächsten drei beziehungsweise fünf Jahre: 14, 4 Milliarden Euro, mit 3,3 Milliarden Euro ist Deutschland der stärkste Beitragszahler​

* Schwerpunkte der ESA für die nächsten drei Jahre: "Erdbeobachtung",
"Raumtransport" und "Erkundung durch Mensch und Roboter"​

Im Juni 2021 soll zunächst eine NASA-Sonde zu dem Doppelasteroiden Didymos/Didymoon fliegen und dort im Oktober 2022 einschlagen. Anschließend wird sich eine ESA-Sonde auf den Weg machen und den Asteroiden mit dem entstandenen Krater vermessen. Die Mission soll herausfinden, ob sich Asteroiden von ihrer Flugbahn ablenken lassen.

Asteroid Bennu

Die ESA will gemeinsam mit der NASA untersuchen, wie die Menschheit vor einem Asteroidenanschlag geschützt werden kann.

Weltraumschrott aufräumen

Neben der Asteroidenabwehr geht die ESA auch das Thema Weltraumschrott an. Dazu sagt der ehemalige Astronaut und ESA-Koordinator Thomas Reiter: "Erstmalig weltweit werden wir beginnen, den Müll wegzuräumen, denn dort oben fliegen immer mehr Raumfahrtrückstände rum. Es wird Zeit, aufzuräumen, um es mal ganz vorsichtig zu sagen."​

Robotische Mond-Mission

Ein weiteres Leuchtturmprojekt ist die robotische Mond-Mission.  Dabei soll eine Ariane-Rakete mit einem Landemodul zum Mond fliegen. "Das ist ein technisch durchaus anspruchsvolles Vorhaben, denn es gibt bisher erst drei Nationen, die es wirklich geschafft haben, kontrolliert auf dem Mond zu landen - die USA, Russland und China", sagt Jarzombek. "Das könnte auch zur Mondmission der Amerikaner beitragen. Alle sind daran interessiert, zu erkunden, wo auf dem Mond eigentlich die interessanten Plätze sind, um später zu forschen."

Wann die robotische ESA-Mission zum Mond aufbricht, ist noch unklar. Die Amerikaner wollen mit dem Artemis-Programm  ab 2024 wieder bemannte Mondflüge starten.​ "Das Ziel ist nicht wie bei den Apollo-Missionen, zum Mond zu fliegen, Gestein mitzubringen und das war es. Sondern dieses Mal geht es darum, es nachhaltig zu machen", erklärt Reiter. Darum brauche man Lastentransporter, um wissenschaftliches Gerät auf die Mondoberfläche zu bekommen und dort dauerhaft zu forschen.​

Zum Mond und volltanken

"Vom Mond aus, mit einem Sechstel der Schwerkraft der Erde, ist es einfacher, sowohl Reisen in die Tiefen unseres Sonnensystems anzutreten, als auch Satelliten, die in der geostationären Umlaufbahn sind, mit Treibstoff zu versorgen", meint Reiter.​

ESA-Astronaut Matthias Maurer, der in den kommenden Jahren als vierter Deutscher zur ISS fliegen wird, ergänzt: "In Zukunft könnte man mit einer kleineren Rakete zum Mond fliegen, dort an der Tankstelle nochmal volltanken und dann durchstarten, zum Beispiel Richtung Mars."​

Erdbeobachtung durch Satelliten

Den größten Anteil im neuen ESA-Haushalt bekommt mit etwa 2,5 Milliarden Euro der Bereich Erdbeobachtung durch Satelliten. "Gerade in Zeiten von Klimawandel ist es wichtig, besser zu verstehen, was in der Atmosphäre und was an den Polkappen passiert", erläutert Jarzombek.

Viele Daten von ESA-Satelliten zu Wetter und Klima stehen schon heute kostenfrei im Internet zur Verfügung. Sie würden unter anderem von Start-Up-Unternehmen genutzt, die Satelliten mit einer speziellen Sensorik entwickeln, so Jarzombek.

"Zum Beispiel gibt es ein Unternehmen, das Waldbrandbekämpfung unterstützt. Die entwickeln eigene Satelliten mit einer ganz speziellen Infrarotoptik. Zusätzlich zu ihren eigenen Satellitendaten benötigen sie aber noch weitere Informationen, darum nehmen sie von der ESA ergänzende Fotodaten."

Neue Satelliten und Dienste für Klimaüberwachung, Landwirtschaft und Katastrophenvorsorge sollen in den nächsten Jahren ihre Arbeit aufnehmen.  

Massenauswürfe der Sonne

Neben dem Wetter auf der Erde wird die ESA auch verstärkt das Wetter im Weltraum untersuchen.​ Eine Mission beschäftigt sich mit den sogenannten koronalen Massenauswürfen der Sonne - mit geladenen Teilchen, die für die Erde gefährlich sind:​ "Die Sonne schleudert immer mal wieder elektrisch geladene Partikel in Richtung Erde, was enorme Beeinträchtigungen unserer modernen Industriegesellschaften nach sich ziehen kann", erklärt Reiter.​ Störungen im Funkverkehr bis hin zu Blackouts in der Stromversorgung könnten die Folge sein.​

Darum soll in einigen Jahren eine Mission Richtung Sonne starten: "Wir wollen zu einer Position fliegen, von der aus wir gewissermaßen von der Seite auf Sonne und Erde schauen können. Von dieser Perspektive sehen wir sofort, wenn sich ein koronaler Massenauswurf in Richtung Erde bewegt", so Reiter. ​

 ​Science Fiction wird also Realität. ​

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