Elon Musk

Patient mit Querschnittslähmung Musk-Firma implantiert Gehirnchip beim Menschen

Stand: 30.01.2024 16:46 Uhr

Das Smartphone mittels Gedanken steuern - was klingt wie Science Fiction soll jetzt schon Patienten mit Querschnittslähmung oder Alzheimer helfen. Eine Firma von Elon Musk hat nun ihren Gehirnchip erstmals einem Menschen implantiert.

Das Start-up-Unternehmen Neuralink von Elon Musk hat erstmals einen drahtlosen Gehirn-Computerchip bei einem Patienten eingesetzt. Der Patient erhole sich nach dem Eingriff am Sonntag gut, schrieb der Tech-Milliardär und Tesla-Chef auf seiner Online-Plattform X.

Erste Tests an Affen

Das Implantat von Neuralink soll es ermöglichen, durch Gedanken ein Smartphone zu bedienen - und darüber auch andere Technik. Auch andere Unternehmen und Forscher arbeiten an solcher Technologie.

Die US-Arzneimittelbehörde FDA hatte dem Unternehmen im vergangenen Jahr grünes Licht für eine erste Studie mit dem Implantat am Menschen gegeben. Davor war die Technik an Affen getestet worden.

Patient mit Querschnittslähmung

Das Implantat hat 1.024 Elektroden, die ein Roboter mithilfe einer extrem feinen Nadel mit dem Gehirn verbindet. Für die klinische Studie suchte Neuralink Patienten mit Tetraplegie - einer Querschnittlähmung, bei der Beine und Arme betroffen sind. Ziel der Studie sei es, Menschen mit einer Lähmung aller vier Gliedmaßen zu ermöglichen, Geräte mit ihren Gedanken zu steuern, heißt es auf der Website des Unternehmens.

Wenn Menschen zu Bewegungen ansetzen, wird ein bestimmter Bereich im Gehirn aktiv. Die Elektroden fangen diese Signale auf. So soll es reichen, sich eine Bewegung vorzustellen, um zum Beispiel einen Cursor am Computer zu bedienen.

Es kann Monate dauern

Musk schrieb am Montag, erste Ergebnisse zeigten eine vielversprechende Erkennung neuronaler Aktivität. Auch bei erfolgreichen Operationen kann es Monate dauern, bis Patienten lernen, Computer mit Gedanken zu kontrollieren. Die klinische Studie von Neuralink ist auf sechs Jahre ausgelegt.

An Hirn-Computer-Schnittstellen dieser Art wird schon seit Jahren geforscht. Seit 2016 entwickeln Neurotechnologie-Unternehmen Gehirnimplantate und und einige Menschen haben auch bereits verschiedene Implantate eingesetzt bekommen. Mit den Schnittstellen will Musk neurologische Erkrankungen wie Alzheimer, Demenz und Rückenmarksverletzungen heilen.

Ein Milliardenmarkt?

Neuralink hat auch mehrere Konkurrenten, die die Technologie ebenfalls kommerziell nutzen wollen. Die Firma Precision Neuroscience will ihr Implantat mit ebenfalls 1.024 Elektroden auf einem Film über einen sehr feinen Schnitt im Schädel minimalinvasiv am Gehirn anbringen. Ihr Rivale Synchron bringt sein System mit 16 Elektroden über Blutgefäße in die Nähe der richtigen Gehirnbereiche.

Derzeit sei das Implantat von Neuralink das neueste und komplexeste, das es gebe, sagt Thomas Stieglitz, Professor für biomedizinische Mikrotechnik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Interview mit tagesschau24. Die einzelnen verwendeten Technologien seien alle schon bekannt gewesen, aber erstmalig seien diese in einem Gerät vereint. "Es ist sehr beeindruckend", meint Stieglitz. "Was es aber macht, das müssen wir hinterher noch herausfinden. Da ist die Informationslage noch recht dünn."

"Gedankenlesen ist reine Science-Fiction"

Mit derartiger Technologie Menschen helfen zu können, sei "sehr realistisch, weil oftmals einfache Dinge schon genügen, um die Lebensqualität sehr, sehr stark zu verbessern", meint Stieglitz - etwa, wenn vom Hals abwärts Gelähmte damit Nachrichten schreiben oder anderweitig kommunizieren könnten.

Weiterführende Ziele, wie die Idee, Gedanken zu lesen oder den Geist in eine Cloud zu laden, hält Stieglitz dagegen für reine Science-Fiction. "Weil wir noch nicht genau wissen, was überhaupt ein Gedanke ist. Was ist der Geist und wo ist er gespeichert?"

Allerdings wünscht sich Stieglitz bessere Bedingungen für die Forschung in Deutschland. Es wäre hilfreich, wenn "Zugänge für Forschungsstudien klarer definiert wären und die Wege dahin mit weniger administrativen Hürden belegt werden, sodass wir da ungefähr auf dem gleichen Stand wären wie die USA. Das ist leider nicht so". Mittlerweile würden viele deutsche Firmen für ihre Studien in die USA gehen, weil die Hürden in Deutschland zu hoch seien.

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