Ein Mann hält eine Forelle in der Hand.

Rote Liste Forelle gilt erstmals als gefährdet

Stand: 03.01.2024 15:23 Uhr

Es ist eine traurige Premiere für die Forelle - erstmals wird sie auf der Roten Liste als gefährdet eingestuft. Und sie ist nicht die einzige: Bundesweit gelten mehr als die Hälfte der Süßwasserfische und Neunaugen als gefährdet oder ausgestorben.

Die Forelle wird in Deutschland erstmals als gefährdeter Fisch eingestuft. Das geht aus der neuen Roten Liste für Süßwasserfische und Neunaugen in Deutschland hervor.

Insgesamt seien 21 Arten in einer Gefährdungskategorie hochgestuft worden, berichtete das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin, das die Liste präsentierte. Damit gelten nun mehr als die Hälfte der einheimischen Arten als "gefährdet" oder bereits als "ausgestorben".

In fünf Bundesländern rückläufig

Die Liste für Süßwasserfische und Neunaugen in Deutschland wurde das erste Mal seit 2009 aktualisiert. Neunaugen sind fischähnliche, stammesgeschichtlich sehr alte Wirbeltiere. Die Forelle (Salmo trutta) wurde von "nicht gefährdet" auf "gefährdet" hochgestuft. Der Bestand wird laut IGB nun in fünf Bundesländern als rückläufig eingeschätzt - darunter sind Bayern und Baden-Württemberg, wo es einst große Bestände gegeben hat.

Mit rund zehn Prozent ausgestorbenen Arten an Süßwasserfischen und Neunaugen liegt Deutschland laut IGB deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 2,5 Prozent.

Fische verlieren Lebensräume

Zu den Ursachen gehören der Verlust von Lebensräumen durch Gewässerverbauung und -verschmutzung sowie der Klimawandel, sagte IGB-Forschungsgruppenleiter Christian Wolter, einer der Hauptautoren der Roten Liste.

Vielerorts fehlten sogenannte Altarme und flach überflutete Auen, in denen sich die Fischbrut ungestört entwickeln könne. Auch Wehre und Dämme, die Fischwanderwege unterbrechen, seien eine Ursache für den Rückgang vieler Arten. Hinzu kämen die Auswirkungen des Klimawandels wie höhere Wassertemperaturen und weniger Sauerstoff im Gewässer.

"Ein großes Problem ist, dass uns als Gesellschaft oft andere Funktionen vor allem der Fließgewässer wichtiger sind", sagte Wolter. Hochwasserschutz, Schifffahrt oder Abwassereinleitung zählten meist mehr als ökologische Kriterien.

Auch Störe und Atlantische Lachse bedroht

Als besonders gefährdet gelten auch die Störe: Sieben der acht in Europa vorkommenden Störarten sind europaweit "vom Aussterben bedroht", die achte gilt inzwischen als "stark gefährdet", schreibt das IGB. Auch der Atlantische Lachs (Salmo salar) sei in Deutschland trotz Wiederansiedlungen weiterhin vom Aussterben bedroht.

Auf der Liste werden damit nun 38 Arten als "gefährdet" eingestuft, 2009 waren es 22 Arten. "Wir sehen eine sehr deutliche Verschlechterung der Gefährdungssituation der einheimischen Süßwasserfische und Neunaugen in den letzten vierzehn Jahren", sagte der IGB-Forschungsgruppenleiter.