Eine junge Frau liegt auf einem Sofa und schaut auf ihr Smartphone.

Junge Frauen Höheres Selbstwertgefühl ohne Social Media

Stand: 04.05.2024 02:48 Uhr

Schon eine Woche ohne Social Media verbessert das Selbstwertgefühl und die Einstellung zum eigenen Körper bei jungen Frauen. Das zeigt eine kanadische Studie mit Studentinnen.

Von Frank Wittig, SWR

Dass soziale Medien verschiedene negative Auswirkungen auf ihre User haben, ist vielfach belegt. Das Spektrum reicht von geminderter Beziehungsfähigkeit über Schlafstörungen bis zu erhöhter Suizidalität.

Eine Studie, die jetzt in der Fachzeitschrift Body Image (ScienceDirect) veröffentlicht wurde, belegt nun, dass die Flut an Vergleichsmöglichkeiten im Internet junge Frauen psychisch belastet. Die hohe Präsenz "idealer Körper" in den sozialen Medien befördert demnach Störungen des Selbstwertgefühls und negative Einstellungen zum eigenen Körper. Vor allem bei jungen Frauen, die anfällig für die Verinnerlichung "dünner Schlankheitsideale" sind.

Social-Media-Abstinenz für die Wissenschaft

An der York Universität im kanadischen Toronto wurden die 66 teilnehmenden Psychologiestudentinnen in zwei Gruppen unterteilt: Die eine Gruppe musste eine Woche lang auf Facebook, TikTok, Instagram und alle weiteren sozialen Medien verzichten. Die andere Gruppe führte ihre Aktivitäten in den sozialen Medien wie gewohnt fort.

Vor der Studie wurden die Teilnehmerinnen zu den Themen der Untersuchung befragt und getestet. Im Zentrum standen das Selbstwertgefühl und die Einstellung zum eigenen Körper. So wurden die Teilnehmerinnen zum Beispiel gefragt, wie zufrieden sie aktuell mit ihrem Körper sind und ob sie gerne wie Models in Magazinen aussehen würden. Nach der Studienwoche wurden die Befragung und die Tests wiederholt.

Selbstwertgefühl verbessert

Die Psychologieprofessorin Jennifer Mills, unter deren Leitung die Studie durchgeführt wurde, sprach von großen Effekten, wie man sie in der psychologischen Forschung nicht so häufig zu sehen bekomme. Auch nach statistischen Korrekturen, die die natürliche Schwankung berücksichtigten, wie Menschen über ihren Körper und über sich im Allgemeinen denken, habe sich ein deutlicher Unterschied zwischen den zwei Studiengruppen gezeigt. So sei das Selbstwertgefühl und die Einstellung zum eigenen Körper in der Gruppe mit der Social-Media-Pause signifikant besser gewesen.

Medieneinfluss durch das Internet dramatisch gewachsen

Mills forscht schon seit mehr als zwei Jahrzehnten zu Medien, die sich an Frauen richten, und deren Auswirkungen auf Essstörungen und das Befinden von Frauen. Dieser Themenkomplex habe sich seit der Zeit vor dem World-Wide-Web bis zur Nutzung sozialer Medien dramatisch verändert. "Damals konnte man nur eine begrenzte Anzahl von Minuten oder Stunden damit verbringen, Mode- und Beauty-Magazine zu lesen, und sie erschienen nur einmal in der Woche." Mit den sozialen Medien sei dieser Bereich aber ins "Unendliche" gewachsen.

Frei gewordene Zeit positiv nutzen

Mills vermutet aber, dass es nicht nur das "Ausschalten der überlegenen weiblichen Konkurrenz" durch die Pause in der Nutzung der Sozialen Medien ist, das zu besseren psychischen Werten bei den jungen Frauen geführt habe. Die Zeit, die die Medien-Abstinenz freiwerden lasse, könne genutzt werden, um mehr Zeit im wirklichen Leben zu verbringen, sich mit Freunden zu treffen, zu schlafen, an die frische Luft zu gehen oder Sport zu treiben.

All das seien Tätigkeiten, die erwiesenermaßen zur körperlichen und seelischen Gesundheit beitrügen. Zukünftige und größere Studien müssten aber noch zeigen, welchen Anteil diese verschiedenen Faktoren am positiven Effekt der Social-Media-Abstinenz haben.

Problembewusstsein stärken

Die Psychologin der York-Universität in Toronto hofft, dass ihre Studie dazu beiträgt, junge Menschen zu schützen. In der Öffentlichkeit müsse das Problembewusstsein zu den Gefahren durch soziale Medien gestärkt werden. Außerdem appellierte sie an die Social-Media-Unternehmen, den Nutzern mehr Entscheidungsfreiheit bei ihren Interaktionen mit den Plattformen zu geben.

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