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Pille wird unbeliebter Wie wird die Verhütung der Zukunft aussehen?

Stand: 12.08.2024 13:45 Uhr

Die Pille war lange Verhütungsmittel Nummer 1. Doch besonders Frauen unter 30 wollen das Hormonpräparat nicht mehr nehmen. Wie sieht die Zukunft der Verhütung aus?

Von Anna Magel und Helena Brinkmann, HR

Ob Pille, Spirale oder Diaphragma - fast alle Verhütungsmittel sind für Frauen gemacht. Einzige Ausnahme: das Kondom. Schon vor Jahrzehnten wurde an einer Hormonpille für den Mann geforscht worden.

"Seit mehr als 40 Jahren heißt es, wir stünden in Sachen geschlechtergerechtere Verhütung ganz kurz vor dem Durchbruch. Maximal noch fünf Jahre", kritisiert Franka Frei, Buchautorin und Aktivistin. Doch bis heute ist keine einzige Männer-Pille auf dem Markt.

Warum die Männer-Pille bisher scheiterte

Dabei gab es bereits ein Präparat, das funktioniert hat. Allerdings habe es ähnliche Nebenwirkungen gehabt, wie die Pille für die Frau, erklärt Frei, deshalb sei das Projekt eingestellt worden. Die Aktivistin ist Ende 20 und hat bereits selbst viele schlechte Erfahrungen mit hormonellen Verhütungsmitteln gemacht - von Libidoverlust bis hin zu gesundheitlichen Problemen.

"Billion Dollar Baby": Das Geschäft mit der Pille

Weltweit schlucken Millionen Frauen jeden Tag die Pille. Ein lukratives Geschäft. "Die Pille ist ein "Billion Dollar Baby". Weltweit betrachtet ist das Geschäft mit Hormonen zur Verhütung ein wachsendes", erklärt Frei. Seit über 60 Jahren ist das Mittel bekannt und alle wissen: Die Pille ist das, was Frauen einnehmen. Die Aktivistin fordert in Sachen Verhütung mehr Gerechtigkeit zwischen Mann und Frau. Und sie ist nicht allein. Viele Frauen, aber auch Männer organisieren sich mittlerweile in Vereinen und rufen sogar zu Demos auf, um auf das Problem aufmerksam zu machen.

Und es gibt Hoffnung für alle, die sich eine geschlechtergerechtere Verhütung wünschen. Forscher aus dem mittelhessischen Friedberg haben das Start-Up RoNikJa gegründet und arbeiten an einem neuen Verhütungsprodukt speziell für Männer. Kevin Leipe, Teil des fünfköpfigen Teams, erklärt die Idee dahinter: "Wir wollen ein Gerät entwickeln, um gezielt einen kleinen Teil des Hodens zu erhitzen und damit die Spermien bewegungsunfähig zu machen."

Wärme statt Hormon: Der neue Weg zur Verhütung?

Das Gerät, das die Entwickler entworfen haben, arbeitet nicht mit Hormonen, sondern mit Wärme. Eine Klammer, die mit Strom auf etwa 40 Grad erwärmt wird, soll um den Hoden gelegt werden. Die Behandlung dauert etwa 10 Minuten und soll einmal im Monat angewendet werden. So soll der Mann vorübergehend unfruchtbar gemacht werden.

"Bei diesen zehn Minuten ist dann auch tatsächlich schon die Vorbereitung, die Aufheizphase und alles mit eingerechnet", so Leipe. Zur Kontrolle kann der Nutzer mithilfe eines Mini-Mikroskops und einer speziellen Software überprüfen, ob die Spermien tatsächlich unbeweglich sind.

Rolf Tobisch hatte die Idee für das Gerät und hat es selbst als erster im Team getestet. Der Laboringenieur versichert, dass die Behandlung schmerzfrei ist. "Ich bin in der Zwischenzeit Großvater und es ist nicht mehr so schlimm, wenn da noch irgendwas schiefgeht bei mir", scherzt Tobisch. Aber schiefgegangen sei bisher nichts.

Verhütungsinnovation sucht Investoren

Bevor das Verhütungsmittel auf den Markt kommen kann, sind jedoch klinische Studien notwendig - und die sind teuer. Das Start-Up schätzt, dass insgesamt etwa drei Millionen Euro nötig sind, um das Produkt auf den Markt bringen zu können.

Die Entwicklung eines hormonfreien, effektiven Verhütungsmittels für Männer wäre ein großer Schritt in Richtung mehr Geschlechtergerechtigkeit.

Mehr zum Thema erfahren Sie in der Doku "Y-Kollektiv: Die Pille ist out! Was jetzt?"

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