Eine Frau fasst sich mit der Hand an den Kopf.

Gepante-Wirkstoffe Wem neue Medikamente bei Migräne helfen können

Stand: 05.01.2025 06:42 Uhr

Viele verzweifeln an ihren Migräne-Attacken: Oft wirken die eingesetzten Mittel nur kurzzeitig oder können wegen anderer Erkrankungen nicht verwendet werden. Hoffnung macht jetzt ein neuer Ansatz. Wem könnte der helfen?

Von Nele Rößler, NDR

In rund zwei Monaten soll in Deutschland ein neues Migräne-Medikament auf den Markt kommen: ein sogenanntes Gepant. In anderen Ländern sind Arzneimittel aus dieser Wirkstoffklasse zwar schon verfügbar, aber in Deutschland kommen sie wegen nicht erzielter Preisvorstellungen der Hersteller erst jetzt auf den Markt.

Gepante wirken nicht nur prophylaktisch, sondern lindern auch akute Migräne-Attacken. Ein entscheidender Vorteil dieser Arzneimittel im Vergleich zu bisherigen: Sie können auch bei Patienten mit Herzkreislauferkrankungen zum Einsatz kommen, da diese oft keine herkömmlichen Migränemittel einnehmen dürfen.

Acht Millionen Menschen in Deutschland mit Migräne

Zwischen zehn und 15 Prozent der Bevölkerung leiden laut der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft unter Migräne. Betroffen sind vor allem Frauen.

Eine von ihnen ist Annika Sandré, die in Hamburg eine Selbsthilfegruppe leitet. Sie ist mit bis zu 25 Migräne-Tagen im Monat stark betroffen. Die Schmerzen, die sie während eines Migräneanfalls erlebt, beschreibt sie als kaum aushaltbar. "Dann liege ich im Bett, alles ist dunkel. Zum Teil muss ich mich übergeben", sagt sie.

Triptane und CGRP-Antikörper

Bislang nimmt Annika Sandré vor allem Triptane. Das ist eine Gruppe von Wirkstoffen, die gezielt gegen Migräneattacken wirken, indem sie entzündungsfördernde Substanzen im Gehirn blockieren.

Seit einigen Jahren gibt es auch Antikörper, die das Calcitonin Gene-Related-Peptide (CGRP) hemmen und so Migräneattacken verhindern. CGRP wirkt gefäßerweiternd und ist an Entzündungsreaktionen während eines Migräneanfalls beteiligt. Beide Effekte führen bei Betroffenen zu starken Kopfschmerzen. Annika Sandré erlebte mit diesen Antikörpern eine deutliche Verbesserung, doch nach ein paar Monaten ließ die Wirkung nach. "Nicht unüblich", sagt Neurologe Arne May vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

Gepante - ein neuer Hoffnungsschimmer?

Gepante sollen ebenso wie die zur Prophylaxe dienenden Antikörper bei dem Botenstoff CGRP ansetzen. Im Gegensatz zu den Antikörpern blockieren sie aber nicht direkt das CGRP, sondern verhindern, dass der Botenstoff an einem Rezeptor andocken kann - die unerwünschte Wirkung von CGRP bleibt aus.

Neurologe May schätzt die neuen Medikamente als durchaus effektiv ein - auch wenn es keine Wundermittel seien. "Es ist einfach ein neuer Wirkansatz. Den brauchen wir, denn es ist von Patient zu Patient verschieden, auf welche Therapie er gut anspringt", erklärt er.

Ausgeweitete Behandlungsansätze

Gepante erweitern also die Therapieoptionen und ermöglichen maßgeschneiderte Behandlungen, vor allem für Migräne-Patienten mit bestimmten Vorerkrankungen. Das ist auch deshalb wichtig, weil Behandlungen besser variiert werden können, wenn ein Medikament seine Wirkung verliert.

Zwar sei das neue Medikament vergleichsweise teuer, doch die Nebenwirkungen der Gepante - wie Übelkeit und Verstopfung - gelten in der Regel als gut verkraftbar. Gepante könnten somit vielen Migränepatienten helfen, ihre Lebensqualität zu verbessern und die Zahl der Kopfschmerztage reduzieren.

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