Ein Frau lässt eine Botoxbehandlung im Stirnbereich durchführen.

Dermatologie Makellose Haut - (wie) geht das?

Stand: 09.09.2024 06:26 Uhr

Die richtige Hautbehandlung kann unser Aussehen bis zu 15 Jahre verjüngen, sagen Dermatologen. Denn heute gibt es Kosmetika und Techniken, die die ästhetische Behandlung der Haut revolutioniert haben.

Von Andreas Kegel, BR

Die Haut ist unser größtes und wahrscheinlich schönstes Organ. Sie ist ein Wunderwerk, das sich alle vier Wochen erneuert. Die Haut atmet und fühlt. Sie schützt und klimatisiert unseren Körper.

Die Oberhaut ist vier Millimeter dick an den Hand- und Fußflächen und dünn wie ein Blatt Papier am Augenlid. Das Körperkleid ist unser Aushängeschild, unsere Visitenkarte - und die soll möglichst makellos sein.

Was leisten Kosmetika gegen Hautalterung?

Jede zweite Frau definiert Attraktivität über faltenfreie Haut. Und laut einer Umfrage der Stiftung Warentest glauben ebenso viele, dass Kosmetik Falten sichtbar verringert. Mehr als fünf Milliarden Euro geben die Deutschen im Jahr für Hautpflegemittel aus. Es gibt Hunderte Cremes und Seren gegen Falten. Mit Hunderten Inhaltsstoffen wie Vitaminen, Coenzymen, Pflanzenölen oder Hyaluron.

Doch Beweise für eine Verbesserung des Hautbildes oder gar eine Verringerung der Faltentiefe gibt es nur für wenige Produkte, so die Tübinger Dermatologin Claudia Borelli: "Es gibt Wirkstoffe, die wissenschaftlich erwiesenermaßen eine Wirkung zeigen. Das sind vor allen Dingen die Antioxidantien, also Radikalfänger. Und das ist vor allen Dingen das Vitamin A (Retinol), Vitamin E und Vitamin C. Und es gibt auch gute Studiendaten für niedermolekulare Hyaluronsäure, die wirklich auch in die Haut eindringen kann und die Durchfeuchtung der Haut verbessert."

Wichtig sei zudem, die Inhaltstoffe bei der Herstellung und Anwendung stabil zu halten, sie vor Licht und Sauerstoff zu schützen.

Das Anti-Aging-Mittel Nummer eins: Sonnencreme

Das allerwichtigste Hautpflegemittel, um Falten zu verhindern ist: Sonnencreme. Lichtschutzfaktor 50 (!). Und das in ausreichender Menge: Für Erwachsene gilt die Faustregel: Für jede Körperregion, also etwa Kopf mit Hals, Brustkorb, Bauch oder Arm, nimmt man etwa einen Strang Sonnencreme in der Länge der ganzen Hand.

Zu viel UV-Strahlung verursacht Sonnenflecken, Altersflecken und erhöht die Gefahr, an Hautkrebs zu erkranken. Zudem lässt die UV-Strahlung die Haut altern, so Dermatologin Borelli: "Durch UV-Strahlung entstehen tiefe Falten in der Haut, und zwar dadurch, dass die Reparaturmechanismen irgendwann überfordert sind und nicht mehr richtig funktionieren."

Was tun gegen tiefe Hautfalten?

Die Hautalterung lässt sich verzögern, verhindern können wir sie leider nicht. Ab etwa Mitte 20 produzieren die Schweiß- und Talgdrüsen weniger Feuchtigkeit. Der Säureschutzmantel der Haut wird langsam dünner. Die Zellen erneuern sich langsamer. Die elastischen- und Kollagenfasern in der tieferen Lederhaut verlieren an Stabilität. Das Resultat: Falten.

Kleine Fältchen lassen sich noch mit Kosmetika abmildern, bei tieferen Falten müssen auch die tieferen Hautschichten behandelt werden. Und dafür gibt es seit etwa zwei Jahrzehnten sogenannte minimal-invasive Eingriffe, meist mit Botox und Hyaluron.

Botox und Hyaluron gegen tiefe Falten

Das Nervengift Botox wird vor allem gegen die sogenannten mimischen Falten eingesetzt, also etwa Zornesfalten, Krähenfüße, Stirnfalten. Es hemmt sozusagen die Muskelbewegung und entspannt die Gesichtszüge. Hyaluronsäure dagegen ist ein "Filler", sie soll das Gesicht "liften", verjüngen.

Körpereigene Hyaluron-Säure sorgt für straffe Haut. Diesen Effekt nutzen Hyaluron-Filler: Eine Spritze in die Lederhaut polstert Falten, Lippen oder Kinn. Während das Nervengift Botox nur ein paar Monate wirkt, bleiben Hyaluron-Filler bis zu 18 Monate im Körper. Für eine ausführliche Anti-Aging-Behandlung muss man mit 2.000 Euro Behandlungskosten rechnen.

Behandlungsrisiken bei Hyaluron

Das Nervengift Botox ist ein Arzneimittel und darf in Deutschland nur von Ärzten gespritzt werden. Hyaluron ist ein Medizinprodukt, das auf dem Markt frei erhältlich ist. Und das bei uns auch Heilpraktiker anwenden dürfen. Dermatologin Borelli: "Im Vergleich ist es so, dass Botulinumtoxin, das für den Patienten das aufregendere ist, recht sicher ist, wir wissen genau, wie der Mechanismus ist, wie die Wirkung ist, es gibt keine langfristigen Nebenwirkungen. Alles, was es geben könnte, geht auch wieder weg. In der Wertigkeit ist die Hyaluronsäure aufregender als das Botox."

Beim Unterspritzen mit Hyaluron kann es zu Schwellungen kommen, zur Knotenbildung, Nerven und Blutgefäße können verletzt werden. Die YouTuberin Jasmin Gnu hat sich mit Anfang 20 Hyaluron in Lippen, Kinn und unter die Augen spritzen lassen und negative Erfahrungen gemacht: Die Hyaluron-Polster sind verrutscht.

In ihren Kanälen warnt sie die Jugendlichen davor, aufgrund von Instagram- oder TikTok-Schönheitsidealen ihre Gesundheit zu riskieren: "Ich habe nichts gegen Schönheits-OPs oder Eingriffe. Ich habe aber etwas dagegen, wie es verkauft wird, gerade an jüngere Leute: Mach's mal schnell, lässt sich wieder rückgängig machen, und die Leute beschäftigen sich zu wenig mit den Langzeitfolgen."

Ein Milliardenmarkt: Skinfluencer

Die Haut ist ein Multi-Milliarden-Markt. Entsprechend gibt es in den "sozialen Medien" Hunderte Influencer, sogenannte Skinfluencer, die mit Tipps zur Hautpflege oder auch medizinischen Behandlungen eine große Fangemeinde erreichen. Doch die Hautärzte raten zur Vorsicht: Oft stecken handfeste wirtschaftliche Interessen hinter diesen Tipps.

Dermatologin Borelli: "Man muss immer hinterfragen: Was möchte mir derjenige jetzt vermitteln? Sind vielleicht Sponsoringverträge im Hintergrund, ist es eigentlich Werbung, soll ich deswegen so viele verschiedene Produkte verwenden, weil das vor allen Dingen auch einer Firma oder eben auch demjenigen, der mir das gerade erzählt, nutzt? Ich sehe das durchaus kritisch. Nicht jeder medizinische Laie kann die wissenschaftlichen Daten sinnvoll beurteilen. Das ist nicht trivial."

Falsche Behandlung oder überpflegte Haut kann zu Hautirritationen und sogar zu schweren Entzündungen führen. Also egal ob Hautpflege, Botox oder Hyaluron-Filler: Wem seine Haut lieb ist, der sollte sich über die Behandlung und Behandler informieren und im Zweifel seine Hautärztin oder seinen Hautarzt fragen.

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