Eine alte Lepra-Patientin zeigt ihre Hände bei der Sprechstunde in der Lepra-Klinik.

Vergessene Tropenkrankheit Gelingt es, Lepra auszurotten?

Stand: 30.01.2023 16:34 Uhr

Bis 2030 soll Lepra weltweit ausgerottet sein. Doch noch ist die Krankheit, die markante Hautveränderungen hervorruft, in ärmeren Ländern weit verbreitet. Woran liegt das? Und was lässt sich dagegen tun?

Von Ralf Kölbel, SWR

Lepra ist eine der ältesten und auch heute noch am weitesten verbreiteten infektiösen Krankheiten. Obwohl es sich um ein sehr ernstes Leiden handelt, das viele Menschen stark beeinträchtigt, werden die Symptome oft nicht ernst genug genommen und zu spät erkannt. Unbehandelt kann die Krankheit fortschreitende und dauerhafte Behinderungen verursachen.

Obwohl Lepra seit den 1980er-Jahren gut behandelbar ist, ist die Krankheit weiterhin ein großes gesundheitliches Problem. Lepra zählt zu den vernachlässigten Tropenkrankheiten und tritt nach Angaben der WHO immer noch in mehr als 120 Ländern auf. Jedes Jahr werden mehr als 210.000 neue Fälle gemeldet.

Symptome treten oft spät auf

Verursacht wird die Krankheit durch eine Infektion mit dem Bakterium Mycobacterium leprae. Mikroskopisch nachgewiesen wurde der Lepra-Erreger erstmals 1873 von dem Norweger Gerhard Armauer Hansen. Seither wird Lepra auch als Morbus Hansen oder Hansen-Krankheit bezeichnet.

Die Lepra-Bakterien vermehren sich sehr langsam. Es kann nach Angaben der amerikanischen Seuchenschutzbehörde CDC bis zu 20 Jahre dauern, bis sich Anzeichen einer Infektion entwickeln. Die meisten Menschen, die an Lepra erkranken, leiden unter starken Schmerzen und entwickeln oft starke Entzündungen der Haut. Neben Hautausschlägen kann es zu Gefühlsstörungen, Muskel- und Nervenschäden, sowie Verformungen der Hände und Füße kommen.

Übertragung nur bei längerem, engen Kontakt

Die Krankheit wird in der Regel durch direkten Kontakt mit infizierten Personen übertragen, obwohl es auch Fälle von Luftübertragung gibt. Laut WHO wird die Krankheit nicht durch zufälligen Kontakt wie Händeschütteln oder Umarmen, gemeinsame Mahlzeiten oder Nebeneinandersitzen übertragen. Um sich zu infizieren und die Krankheit zu bekommen ist ein längerer, enger Kontakt über Monate mit jemandem mit unbehandelter Lepra erforderlich.

Ein Übertragung ist allerdings schon vor dem Auftreten der ersten Symptome möglich. Das macht es auch so schwierig, die Krankheit einzudämmen. Patientinnen und Patienten, die sich bereits in Behandlung befinden, gelten als nicht mehr infektiös.

Eine der ältesten bekannten Krankheiten

Lepra ist eine der ältesten bekannten Krankheiten und wird bereits seit rund 4000 Jahren beschrieben. Wegen der markanten Hautveränderungen wurde die Krankheit früher als "Aussatz" bezeichnet. Menschen, die an Lepra erkrankt waren, wurden oft von ihren Familien, Freunden und Gemeinschaften verstoßen und galten als unrein oder gefährlich.

Auch heute werden immer noch in vielen Ländern Menschen mit Lepra stigmatisiert und haben große Schwierigkeiten, Arbeit zu finden oder eine Ausbildung zu beenden. Dadurch steigt auch die Gefahr, dass sie an anderen Krankheiten sterben oder Opfer von Gewalt werden. Glücklicherweise hat sich die Haltung gegenüber Leprakranken in den letzten Jahren verbessert und es gibt heute viele Organisationen, die sich für die Rechte und das Wohlbefinden der Betroffenen einsetzen.

Männer, die an Lepra erkrankt waren, sitzen im Lepra-Zentrum.

Lepra ist vor allem in armen Weltregionen ein Problem.

Ein Armutsproblem

Am weitesten verbreitet ist Lepra in Entwicklungsländern. Die meisten Menschen mit Lepra leben in Indien, Nepal und Pakistan, besonders häufig in ländlichen Gebieten. Aber auch in Afrika und Südamerika gibt es viele Fälle. Einige Faktoren, wie zum Beispiel der Mangel an Hygiene und mangelnde Ernährung, können das Risiko der Infektion erhöhen.

Nach Angaben des RKI wurden in Deutschland seit 2020 keine Fälle von Lepra gemeldet. Etwa 2,2 Millionen Menschen leiden laut WHO weltweit an Lepra, aber nur etwa 60 Prozent der Erkrankten erhalten eine angemessene medizinische Behandlung. Auch wenn die Zahl der Neuerkrankungen in den letzten Jahrzehnten gesunken ist, ist die Krankheit noch lange nicht ausgerottet.

Keine Impfung

Eine Impfung gegen Lepra gibt es nicht, aber die Krankheit ist mittlerweile gut behandelbar. Die WHO hat sich zum Ziel gesetzt, Lepra bis zum Jahr 2030 weltweit auszurotten. Dieses Ziel hatte sich die WHO auch schon einmal bis 2020 gesetzt, es aber nicht geschafft, das umzusetzen. Zur Ausrottung der Krankheit setzen Organisationen wie die WHO oder die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) weiterhin auf Aufklärung der Bevölkerung und eine bessere medizinische Versorgung in den betroffenen Gebieten.

Auch die DAHW setzt sich für die Eindämmung von Lepra ein und erinnert zum Tag der vernachlässigten Tropenkrankheiten am 30. Januar an die Krankheit. "Lepra ist eigentlich nicht nur eine vernachlässigte Krankheit, sondern speziell ein Problem, was vernachlässigte Bevölkerungsgruppen erleben", sagt Christa Kasang von der DAHW im Interview mit dem SWR.

So wird Lepra heute behandelt

Zur Diagnose von Lepra werden mehrere Laboruntersuchungen und Tests durchgeführt. Die häufigste Methode ist die Hautprüfung, bei der sich alle Anzeichen und Symptome von Lepra zeigen können. Zusätzlich müssen Blut- und Urintests genommen werden. Wenn diese Tests positiv sind, wird eine Biopsie durchgeführt, um die Art des Bakteriums zu bestimmen, das für die Infektion verantwortlich ist.

Die Behandlung von Lepra erfolgt meistens mit Antibiotika. In einigen Fällen können auch andere Medikamente verschrieben werden, um Schmerzen und Entzündungen zu lindern und die Heilung zu beschleunigen. In schweren Fällen muss auch chirurgisch behandelt werden, um irreparable Schäden am Körper des Patienten zu vermeiden oder sogar ganz zu verhindern.

Mit der richtigen Behandlung kann die Krankheit vollständig geheilt werden - insbesondere in Gebieten mit guter medizinischer Versorgung und angemessener Aufklärung über Präventionsmaßnahmen. So ist es Betroffenen möglich, ein normales Leben zu führen ohne Beeinträchtigung ihrer Gesundheit oder Lebensqualität.

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