Ein Mann raucht einen Joint.
faq

Debatte über Legalisierung Wie gefährlich ist Cannabis?

Stand: 16.08.2023 12:54 Uhr

Welche Wirkstoffe sind in Cannabis enthalten und wie schädlich ist das Kiffen? Die Initiative der Bundesregierung zur Legalisierung hat einmal mehr Fragen aufgeworfen. Ein Überblick.

Was ist Cannabis?

Cannabis ist der wissenschaftliche Name für die Hanfpflanze. Sie ist eine uralte Kulturpflanze und wurde bereits vor 12.000 Jahren in Persien und China angebaut. Hanfsamen dienten als Nahrungsmittel, Fasern der Pflanze werden zur Herstellung von Kleidung und Papier genutzt, aber auch als Rauschmittel.

Wie wird Cannabis konsumiert?

Marihuana oder "Gras" sind getrocknete Pflanzenteile - vor allem die Blüten und Blätter der weiblichen Hanfpflanze. Haschisch oder "Dope" ist zu Platten gepresstes Harz der weiblichen Hanfpflanze. Haschischöl ist ein Extrakt aus dem Harz der weiblichen Blüten.

Meist wird Cannabis mit Tabak vermischt als "Joint" oder pur als sogenannter "Blunt" geraucht. Auch in Wasserpfeifen ("Bongs") oder Verdampfern setzen sich die Inhaltsstoffe frei. Cannabis wird außerdem in Fett aufgelöst zu Kuchen oder Keksen verbacken oder als Tee getrunken.

Welche Wirkstoffe enthält Cannabis?

Neben Hunderten chemischen Verbindungen sind die wichtigsten Inhaltsstoffe die sogenannten Cannabinoide Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD).

Wie wirkt Cannabis?

THC und CBD wird unter anderem eine schmerzlindernde, entzündungshemmende, appetitanregende, entspannende bis euphorisierende und krampflösende - dem THC vor allem die berauschende - Wirkung zugeschrieben, wobei die pharmakologische Wirksamkeit von Cannabis noch zu wenig erforscht ist. Sicher weiß man, dass Cannabis vor allem über körpereigene Cannabinoid-Rezeptoren im Gehirn und im Körper wirkt.

Neben euphorischen Gefühlen, überschwänglicher Freude und großer Gelassenheit können Menschen neuartige, kreative Ideen, aber auch starke Gedankensprünge haben. Berichtet wird ebenso von Störungen des Kurzzeitgedächtnisses, das Raum-Zeit-Gefühl kann sich verändern. Farben oder Geräusche können anders wahrgenommen werden, die Konzentration sei herabgesetzt.

Welche Gesundheitsrisiken birgt Cannabis?

Menschen reagieren individuell sehr unterschiedlich auf die Inhaltsstoffe von Cannabis. Zu den negativen Auswirkungen gehören Angst- und Panikzustände sowie die Befürchtung von Kontrollverlust, außerdem Orientierungslosigkeit, verminderte Reaktionsfähigkeit, Erinnerungslücken, depressive Verstimmung, Herzrasen, Übelkeit oder Schwindel und Halluzinationen. Die Pupillen weiten sich, die Augen sind rot, der Mund wird trocken, der Blutdruck, die Körpertemperatur und der Blutzuckerspiegel fallen. 

Bei länger andauerndem Konsum können psychische Störungen wie Depressionen und Psychosen auftreten, insbesondere bei Menschen mit Vorerkrankungen oder mit einer besonderen Empfindlichkeit für diese Erkrankungen.

Wer ist besonders gefährdet?

Ein besonderes Risiko haben Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, da bei ihnen die Entwicklung des Gehirns noch nicht abgeschlossen ist und der Cannabiskonsum, vor allem der Inhaltsstoff THC, diese Prozesse stören kann. Dabei sind nicht alle Personen gleichermaßen gefährdet.

Forscherinnen und Forscher sagen, je früher, häufiger und intensiver Cannabis konsumiert werde, desto größer sei beispielsweise das Risiko gerade für vorbelastete Menschen, an einer Psychose und Schizophrenie zu erkranken. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) entwickeln rund zehn Prozent der regelmäßigen Cannabiskonsumenten eine psychische Abhängigkeit.

Welche Folgen drohen noch?

Jugendliche, die Cannabis nehmen, haben Untersuchungen zufolge häufiger Probleme in der Schule. Sie brechen ihre Ausbildung öfter ab. Daneben wird chronischer Cannabiskonsum mit einem erhöhten Risiko für körperliche Leiden wie Atemwegserkrankungen und Hodenkrebs in Verbindung gebracht.

Wie hoch ist die Konzentration von THC in Cannabis?

Der THC-Wert ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, vor allem, weil immer neue Cannabis-Arten gezüchtet werden. Bei Haschisch verdreifachte sich Untersuchungen zufolge der mittlere THC-Gehalt in etwa. Bei Cannabisblüten verdoppelte er sich nahezu. Laut Medizinern der Universität Ulm sank aber gleichzeitig in vielen gezüchteten Cannabissorten der Gehalt an Cannabidiol, dem eine entspannende bis angstlösende Wirkung nachgesagt wird. Das Missverhältnis zwischen viel THC und wenig CBD sehen Experten als erhöhtes Risiko für Cannabis-Psychosen.

Wer konsumiert eigentlich Cannabis?

Laut Bundesgesundheitsministerium haben im vergangenen Jahr 4,5 Millionen Erwachsene wenigstens einmal Cannabis konsumiert (10,7 Prozent der Männer sowie 6,8 Prozent der Frauen). Am häufigsten wurde Cannabis in der Altersgruppe der 18 bis 24-Jährigen konsumiert.