Produktion bei Continental
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Angeschlagene Branche Wie kommen die Zulieferer aus der Krise?

Stand: 08.08.2024 11:13 Uhr

ZF, Hella, Conti: Die Zulieferer stecken in der Krise. Einer nach dem anderen entlässt Personal, strukturiert sich um oder lagert aus. Die Gründe für die Probleme sind vielfältig.

Von Claudia Wehrle, ARD-Finanzredaktion

Zuletzt kamen von den Autozulieferern immer neue Hiobsbotschaften. Bis zu 14.000 Stellen sollen beim Technologiekonzern ZF Friedrichshafen wegfallen. Der Scheinwerferspezialist Hella musste seine Jahresziele eindampfen. Recaro, ein renommierter Autositzhersteller, ist insolvent. Und dann die Nachricht, dass sich Continental in Zukunft nur noch auf das konzentrieren will, was den Konzern einst groß gemacht hat: das Reifengeschäft. Der Rest wird abgespalten.

"Wir sind in disruptiven Zeiten, wie man so schön neudeutsch sagt, zerstörerischer Wandel", so der Autoexperte Frank Schwope von der Fachhochschule des Mittelstands in Hannover. "Es werden sicherlich die ein oder anderen Sparten zerschlagen, sind überflüssig, werden aufgelöst. So einen Umbruch wie zurzeit hat man eigentlich in der Automobilbranche nie gesehen."

Eine Mixtur der Risikofaktoren

Die Gründe sind vielfältig. Die schlechte konjunkturelle Entwicklung spielt sicherlich eine Rolle - nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen europäischen Ländern. Man kann sogar sagen, es gibt derzeit weltweit rezessive Tendenzen.

Ein weiteres Problem: "Es ist Unklarheit bezüglich der Elektromobilität", sagt Schwope und spricht von einem "Hüh und Hott: Verbrenner-Aus 2035 - ja, nein, vielleicht. Man muss sehen, was kommt. Das verunsichert die Verbraucher. Es gibt eine Kaufzurückhaltung."

Und dann darf man nicht vergessen, dass die Konkurrenz größer wird - nicht nur bei den Autoherstellern, sondern auch bei den Zulieferern.

Abhängigkeit von Großkunden

Was die Situation für die Autozulieferer besonders prekär macht: Sie sind oft auf die Herstellung einiger weniger Produkte spezialisiert. Sie sind dadurch oft auch abhängig von einigen wenigen Auftraggebern, genauer: von einigen wenigen Autoherstellern, die zudem Vorschriften machen und verlangen, dass die Zulieferungen "just in time" geliefert werden.

Wenn nun die Autohersteller ihre Strategie ändern, kann das fatale Folgen für die Zulieferer haben, so Automobilexperte Jürgen Pieper. "Das heißt, Pläne, die man gemacht hat, die schon aufwendig waren, werden teilweise wieder korrigiert werden müssen."

Hilft der "Schrumpfkurs"?

Alles, was in Bezug auf Investitionen und Innovation unternommen wurde, werde zur Zeit alles in Frage gestellt. Hieß es vor Jahren noch: zukaufen, sich breit aufstellen, in Zukunftstechnologien investieren, um bei neuen Trends und Entwicklungen in der Automobilbranche ganz vorne mit dabei zu sein, so ist jetzt eher ein umgekehrter Prozess zu beobachten. Viele Zulieferer wollen schrumpfen, kleiner werden.

Frank Schwope wundert sich darüber mit Blick auf Continental: "Reifen galt immer als veraltetes Geschäft, so als wenn ein Elektroauto oder andere moderne Fahrzeuge keine Reifen mehr benötigen würden", so der Experte. "Das zeigt ganz schön auf, dass auch ein Automobilmanager oder viele Automobilmanager jahrelang oder jahrzehntelang falsch gelegen haben."

Ob die Strategie aufgehen wird, ist keine ausgemachte Sache. Kleiner werden bedeutet auch, Wettbewerbsnachteile in Kauf zu nehmen, nicht mit so großer Marktmacht auftreten zu können - und das bedeutet auch, Verluste in einem Bereich nicht mit Gewinnen in einer anderen Geschäftssparte ausgleichen zu können. Es ist aber zumindest ein Versuch, auf dem hart umkämpften Markt zu bestehen.

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