Mitarbeiter sitzen in einem Großraumbüro.

Vor Equal Pay Day Rufe nach gleicher Bezahlung für Frauen

Stand: 06.03.2023 13:45 Uhr

Frauen verdienen weniger pro Stunde und arbeiten oftmals in Teilzeit. Auf dem Arbeitsmarkt sieht das Statistische Bundesamt neuen Berechnungen zufolge eine Ungleichheit von 39 Prozent. Politikerinnen fordern mehr Gleichstellung.

Vor dem Equal Pay Day, dem internationalen Aktionstag für Entgeltgleichheit zwischen Frauen und Männern, mehren sich die Rufe nach gleicher Bezahlung für beide Geschlechter. Momentan verdienen Frauen in Deutschland laut Statistischem Bundesamt im Schnitt 18 Prozent weniger als Männer.

Ein neuer Indikator spricht sogar von einem noch größerem Unterschied auf dem Arbeitsmarkt: Unter Berücksichtigung von Faktoren wie den Bruttostundenverdiensten, bezahlten Arbeitsstunden und Erwerbstätigenquoten lag die Verdienstungleichheit im vergangenen Jahr bei 39 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte.

Jedes Jahr neu festgelegt

Eine wesentliche Ursache für die Verdienstunterschiede zwischen Frauen und Männern ist die hohe Teilzeitquote von Frauen. Außerdem lasse sich die Tatsache, dass Frauen pro Stunde im Schnitt 18 Prozent weniger verdienen als Männer, teilweise dadurch erklären, dass Frauen häufiger in weniger gut bezahlten Branchen und Berufen arbeiten - wie in Gesundheits- oder Sozialberufen, erklärten die Statistiker.

Klammert man diese Faktoren aus, also vergleicht man den Lohn von Männern und Frauen mit vergleichbarer Tätigkeit, haben Frauen 2022 immer noch sieben Prozent weniger verdient. Hier spricht man vom bereinigten Gender Pay Gap.

Der Equal Pay Day macht auf die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen aufmerksam, den prozentualen Unterschied im durchschnittlichen Bruttoverdienst beider Geschlechter. Der Equal Pay Day wird jedes Jahr neu festgelegt, in Deutschland fällt er in diesem Jahr auf den 7. März.

Strengere Gesetze für mehr Fairness

Die Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundes, Ferda Ataman, will die Löhne durch strengere Gesetze angleichen. Im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) forderte sie eine Reform des Entgelttransparenzgesetzes.

Denn trotz des bestehenden Gesetzes sei es für Frauen nach wir vor schwierig, Entgeltungleichheit konkret nachzuweisen: Das Auskunftsrecht gelte nur in größeren Unternehmen ab 200 Beschäftigten - "und es hat zu viele Schlupflöcher". Es leuchte nicht ein, warum Frauen in einem kleinen Betrieb kein Recht darauf hätten, Auskunft über eventuelle Lohnungleichheiten zu bekommen, in größeren aber schon. Bei der im Koalitionsvertrag angekündigten "Weiterentwicklung" müsse daher darauf geachtet werden, dass das Gesetz künftig in allen Unternehmen gelte.

Überfällig sei auch das im Koalitionsvertrag genannte Klagerecht für Verbände, fügte Ataman hinzu: "Ungleicher Lohn ist per Gesetz Diskriminierung. Deutschland kann es sich nicht leisten, Frauen im 21. Jahrhundert immer noch schlechter zu bezahlen."

Im "Tagesspiegel" erklärte Familien- und Frauenministerin Lisa Paus, Deutschland müsse sich von einer männerdominierten Gesellschaft verabschieden: "Für mich ist das Patriarchat vorbei, wenn Frauen ökonomisch und politisch gleichgestellt sind, die Hälfte der Macht den Frauen gehört und geschlechtsspezifische Gewalt nicht als individuelle Tat verharmlost wird."

Viele Frauen in schlecht bezahlten Berufen

Mehr als 80 Prozent der Beschäftigten in den fünf am schlechtesten bezahlten Berufen sind Frauen. Das geht aus der Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der Linken hervor, über die die "Rheinische Post" berichtet. In den am besten bezahlten Jobs dagegen seien weibliche Beschäftigte in der Minderheit. Den Angaben zufolge liegt der Frauenanteil im Lebensmitteleinzelhandel, in Floristik und Körperpflege bei jeweils über 80 Prozent, in Gastronomie und Pferdewirtschaft bei rund 60 Prozent.

In den fünf am höchsten entlohnten Berufen seien Frauen dagegen - mit Ausnahme der Ärztinnen - unterrepräsentiert. So gebe es in Flugzeugcockpits nur 6,5 Prozent Pilotinnen, bei den technischen Forschenden seien 14,8 Prozent weiblich und in Geschäftsführungen und Vorständen 22 Prozent. Hinzu komme, dass gerade in Berufen, in denen Frauen besonders häufig tätig sind, die Teilzeitquote besonders hoch sei.

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