Sonnencremes verschiedener Anbieter stehen in einem Regal im Drogeriemarkt

Studie aus Frankreich Alte Sonnencreme kann Krebs erregen

Stand: 08.03.2021 17:14 Uhr

Die Sonnencreme vom Vorjahr einfach weiter benutzen? Lieber nicht. Das jedenfalls raten französische Forscher. Sie fanden heraus, dass ältere Cremes krebserregende Substanzen enthalten können.

Sonne pur derzeit in Frankreich. Die Temperaturen gerade im Süden sind zweistellig. Vielerorts in den Parks wird bereits im T-Shirt gepicknickt - und die Sonnencreme aus der Tasche geholt. Aber halt: Ist die vom letzten Jahr?

"Ich gucke mir das Haltbarkeitsdatum an, mehr nicht. Dann nutze ich sie weiter. Ich schaue natürlich, ob die Creme noch gut aussieht. Aber sonst hatte ich noch kein Problem damit", sagt eine Frau.

"Sonnencreme - kommt vor, dass ich die vom Vorjahr nehme. Ich verbrauche einfach die Tube, bis sie alle ist. Soll man vielleicht nicht machen, ist doch aber nicht weiter schlimm", meint eine andere.

Doch, ist es! Das jedenfalls sagen französische Mikrobiologen der Sorbonne und Wissenschaftler der nationalen Forschungsbehörde CNRS. Sie haben rund ein Dutzend in Frankreich beliebter Sonnen- und Tagescremes gekauft und sie künstlich altern lassen. Das Ergebnis: Nach einem Jahr ist aus dem Sonnenschutzfilter Octocrylen das Molekül Benzophenon geworden, das in die Haut eindringen kann. Mit schwerwiegenden Folgen.

Leberkrebs und Lymphome möglich

Der Mitautor der Studie Didier Stien erklärt: "Kommt Benzophenon auf die Haut, kann es Ausschläge, Entzündungen oder Überempfindlichkeiten auslösen, aber auch Leberkrebs oder Lymphome. Das war in Tierversuchen der Fall. Das Molekül beeinträchtigt die Schilddrüse und die Fortpflanzungsorgane."

Die Forscher verwendeten Produkte namhafter Firmen wie Garnier, Uriage, Bioderma, la Roche Posay, Cosmi oder L’Oréal. Bei einigen von ihnen wurde nach einem Jahr auch der Grenzwert von 10 Milligramm Benzophenon auf ein Kilo überschritten.

Forscher fordern Verbot von Octocrylen und Benzophenon

Auf den Champs Elysées spazieren zwei junge Männer aus der Bretagne, der Region im rauen Westen Frankreichs zwischen Ärmelkanal und Atlantik. Sie haben von den Forschungsergebnissen noch nichts gehört und gestehen: "Als Bretonen nutzen wir nicht gerade viel Sonnencreme. Da sind wir in unserer Region keine großen Verbraucher, oder?", fragt einer von ihnen. "Ich nehme gar keine", antwortet der Zweite. "Also, wir nutzen wenig Sonnenschutz. Deshalb nehme ich die Cremes ja sogar einige Jahre lang."

Nun aber sind die Bretonen geläutert. Auch wenn bei ihnen zu Hause die Sonne viel weniger scheint als an der Côte d’Azur. "Das kann schon dazu führen, dass ich die Packung zum Ende der Saison wegschmeiße und im Jahr darauf neu kaufe", sagt einer. "Ich habe immer gute Marken für einen guten Schutz gekauft. Wenn die jetzt auch betroffen sind, kann man schon Angst bekommen. Also muss man vielleicht mehr Bio oder natürliche Sonnencremes kaufen."

Vor allem eignen sich welche ohne Octocrylen und Benzophenon, sagen die französischen Forscher. Sie fordern ein Verbot beider Substanzen. Schon jetzt sollten Hersteller auf die Stoffe verzichten, die Verbraucher beim Kauf auf sie achten. Dann macht Sonne pur an den Ufern der Seine, an der bretonischen Küste oder am Mittelmeer garantiert mehr Freude.

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