EU-Kommission reagiert auf Umstellungsprobleme SEPA-Umstellung kommt später

Stand: 09.01.2014 17:33 Uhr

Die Umstellung auf das neue Zahlungsverfahren SEPA läuft offenbar nicht so, wie es sich die EU-Kommission vorgestellt hat. Statt bis zum Februar funktionieren die alten Überweisungen deshalb noch bis zum August. Die Reaktionen fallen gemischt aus.

Die EU-Kommission verlängert die Übergangszeit für die Einführung des einheitlichen Überweisungs- und Lastschriftverfahrens SEPA um ein halbes Jahr. Offiziell bleibe es aber beim Auslaufen der Frist vom 1. Februar 2014, in der Praxis allerdings sollen die bisherigen Überweisungswege noch bis zum 1. August funktionieren. SEPA ist der aus 33 Staaten bestehende Einheitliche Euro-Zahlungsverkehrsraum. Dazu gehören die 28 EU-Staaten, Island, Liechtenstein, Norwegen, die Schweiz und Monaco.

Binnenmarktkommissar Michel Barnier sagte, er bedaure, dies tun zu müssen. Aber die Maßnahme sei erforderlich, "um mögliche Risiken einer Störung des Zahlungsverkehrs zu verhindern, die besonders für Verbraucher und kleine und mittlere Unternehmen Folgen haben könnten". Die Umstellung sei nicht weit genug fortgeschritten, um einen "reibungslosen Übergang" zu ermöglichen. Mit der Verlängerung der Übergangsfrist werde verhindert, dass die Nicht-SEPA-Zahlungen ab Februar blockiert werden.

Eine Sprecherin sagte, es werde danach keine weitere Verlängerung geben. EU-Parlament und -Rat müssen dem Vorschlag zustimmen.

EZB will rasche Umstellung

EZB-Präsident Mario Draghi drängte auf eine rasche Umstellung. Finnland, Slowenien, die Slowakei und Luxemburg seien dabei am weitesten. "Wir glauben, dass vor allem die Verbraucher davon profitieren würden", sagte er. Bundesbankvorstand Carl-Ludwig Thiele sagte, auch in Deutschland hätte bis Februar noch einiges getan werden müssen - "trotzdem waren wir zuversichtlich, dass das gesteckte Ziel erreicht werden kann." Die deutschen Geldhäuser seien bereits seit Jahren vorbereitet, erklärte auch der Dachverband Deutsche Kreditwirtschaft.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag beurteilte die Verlängerung als "nicht zwingend notwendig". Anpassung sei zwar aufwendig gewesen, sagte DIHK-Experte Tim Gemkow der Nachrichtenagentur Reuters - "aber zahlreiche Firmen haben zuletzt erfolgreich umgestellt". Auch der BDI sprach von einem falschen Signal: "Wer einmal verschiebt, der kann das auch ein zweites Mal machen - das ist nicht ungefährlich", sagte BDI-Geldpolitik-Experte Reinhard Kudiß der Nachrichtenagentur.

Lob vom Handel

Der Handelsverband begrüßte die geplante Fristverlängerung hingegen. Die ursprüngliche Übergangsfrist sei zu kurz gewesen. Eine Verlängerung um sechs Monate ermögliche es den Unternehmen und Banken, die noch offenen Fragen mit der gebotenen Sorgfalt anzugehen. "Es war absehbar, dass die SEPA-Einführung bis zum 1. Februar 2014 nicht zu schaffen ist", erklärte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Daher sei es nur folgerichtig, dass die EU-Kommission jetzt die Übergangsfrist um sechs Monate verlängern wolle.

Umstellung soll internationale Überweisung einfacher machen

Ziel der Umstellung ist eine Vereinfachung des grenzüberschreitenden Zahlungsverkehrs. Mit SEPA ändern sich die Bankverbindungsdaten: Die bisherigen Kontonummern und Bankleitzahlen werden abgeschafft und durch neue internationale Kontonummern ersetzt, die sogenannten IBAN (englisch: International Bank Account Numbers). Diese bestehen aus 22 Stellen. Für deutsche Bankkunden beginnt die IBAN mit DE, es folgen zwei neue Ziffern - dann die altbekannte Bankleitzahl und Kontonummer.

Bei inländischen Überweisungen reicht nach der Umstellung die Angabe der internationalen Kontonummer, kurz IBAN. Für SEPA-Überweisungen ins europäische Ausland ist vorerst neben der IBAN auch die internationale Bankleitzahl BIC erforderlich.