Aktuelle Studie von Allianz pro Schiene Deutschland liegt beim Ausbau der Bahn hinten

Stand: 03.07.2014 12:26 Uhr

Immer mehr Güter werden europaweit auf der Schiene transportiert. Doch die Investitionen in die Bahn-Infrastruktur hinken weiter hinterher. Ausgerechnet das reiche Transitland Deutschland ist dabei eines der Schlusslichter. Das geht aus einer aktuellen Studie der Allianz pro Schiene hervor.

Im Vergleich zu vielen europäischen Nachbarn steckt Deutschland laut einer Studie seit Jahren zu wenig Geld in sein Schienennetz. Nach Berechnungen der Allianz pro Schiene und der Unternehmensberatung SCI Verkehr belegt Deutschland im Ranking zwischen ausgewählten europäischen Ländern auch 2013 einen der hinteren Ränge. Spitzenreiter Schweiz investierte 366 Euro pro Bürger in das Schienennetz, gefolgt von Österreich mit 199 Euro pro Einwohner. Beide Alpenländer sehen für ihre Schienennetze seit Jahren höhere Summen vor als für ihre Straßeninfrastruktur.

Nur Frankreich und Spanien investieren weniger

Während auch in anderen Ländern der Netzausbau boomt, droht Deutschland demnach mit 54 Euro pro Bundesbürger den Anschluss an wirtschaftlich potente Länder in Europa zu verlieren. Unter den betrachteten Ländern investierten im Jahr 2013 lediglich Frankreich (47 Euro pro Kopf) und das rezessionsgeplagte Spanien (27 Euro pro Kopf) weniger in ihre Eisenbahninfrastruktur als Deutschland.

"Halbherziger Kurs"

"Die niedrigen Pro-Kopf-Zahlen belegen Deutschlands halbherzigen Kurs in Richtung nachhaltige Verkehrspolitik", sagte der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege. "Leider zeigt ein Mehrjahresvergleich, dass es sich nicht um einen einmaligen Ausrutscher, sondern um einen langfristigen Trend handelt." Außerdem investiere Deutschland seit Jahren deutlich mehr Geld in den Straßenbau als in die Schieneninfrastruktur, kritisierte Flege. Deutschland verspiele die Chance, in Zukunft einen Großteil seines Transit-Verkehrs auf die Schiene zu holen.

"Deutschland muss mehr investieren"

Flege forderte eine schnelle Aufstockung der staatlichen Mittel für das deutsche Schienennetz. "Deutschland muss mindestens eineinhalb mal so viel in sein Eisenbahnnetz investieren wie bisher, wenn wir uns nicht dauerhaft in der Liga von Wirtschaftskrisenländern einreihen wollen", sagte der Allianz pro Schiene-Geschäftsführer. Die Summe, die in absoluten Zahlen nötig wäre, bezifferte Flege auf 6,5 Milliarden Euro pro Jahr. Das sind 80 Euro pro Kopf.

"Weltweit boomt die Eisenbahn. Das anhaltende Wachstum der Metropolen und der Häfen fordert die Leistungsfähigkeit der Eisenbahnen heraus", sagte Maria Leenen von SCI Verkehr. Die Investitionen in die Infrastruktur hinken dieser Entwicklung hinterher. Gerade in den südeuropäischen Ländern schlage die Wirtschaftskrise spürbar auf die staatlichen Schieneninvestitionen durch.

"Umso überraschender ist für uns, dass viele Länder trotz Krisen pro Bürger mehr Geld in ihre Netze geben als Deutschland", sagte die SCI-Geschäftsführerin. Dabei weist die vielfach ältere und hoch beanspruchte Infrastruktur in Deutschland dringenden Erneuerungsbedarf auf.

Dabei zeigen auch Zahlen des Bundesverkehrsministeriums, dass die Belastung für den Schienenverkehr steigen. Erst im Juni stellte Minister Alexander Dobrindt die Verkehrsprognose 2030 vor. Fazit: 13 Prozent mehr Personenverkehr und sogar 38 Prozent mehr Gütertransporte sagen die Experten für die kommenden 15 Jahre voraus.

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