Kunden stehen vor einer Filiale der Silicon Valley Bank in Wellesley/Massachusetts.

Silicon Valley Bank Was auf den Zusammenbruch folgen könnte

Stand: 13.03.2023 18:27 Uhr

Mit der Schieflage der Silicon Valley Bank kehrt die Angst vor einer neuen Bankenkrise an die Finanzmärkte zurück. Die Kapitalmärkte reagierten heftig. Sind die Reaktionen übertrieben? Welche Gefahren drohen?

Von Claudia Wehrle, ARD-Börsenredaktion

Dass Aktien von Commerzbank und Deutscher Bank fünf, zehn oder sogar mehr als zehn Prozent einbrechen - das lässt bei vielen Anlegern die Alarmglocken schrillen. Auch die Aktien anderer großer internationaler Kreditinstitute sind deutlich im Minus. Alles Vorboten einer neuen Finanzkrise? Zumindest rumpelt es gewaltig im Finanzsektor.

In den USA ist die Silicon Valley Bank in finanzielle Schwierigkeiten geraten - eine Bank, die hierzulande kaum jemand kennt. Sie gewährt jungen Start-up-Unternehmen, vor allem aus dem Tech-Bereich, Anschubfinanzierungen.

Drastische Verluste

Das Kreditinstitut hatte Geld auf besondere Weise angelegt: In Zeiten niedriger Zinsen wurden US-Staatsanleihen und mit Immobilien besicherte Wertpapiere mit langer Laufzeit gekauft. Doch dann erhöhte die US-Notenbank die Zinsen, um die Inflation in den Griff zu bekommen.

Dadurch verloren viele Papiere, die die Silicon Valley Bank im Depot hatte, drastisch an Wert. Zugleich brauchten die Start-up-Unternehmen Geld und räumten ihre Konten leer. Um diese Kundenbedürfnisse zu erfüllen, musste die Bank ihre eigenen Wertpapiere mit Verlust verkaufen.

Und dann ging alles ganz schnell: Mit dem Verkauf verlor die Bank Milliarden. Viele Kunden: verunsichert. Der Aktienkurs brach zwischenzeitlich mehr als 60 Prozent ein. Die Finanzaufsicht reagierte. Die Silicon Valley Bank ist inzwischen geschlossen.

Da werden unangenehme Erinnerungen wach. Ist das der Beginn einer neuen Finanzkrise? Schließlich wurde in den Jahren 2008 und 2009 sichtbar, wie eng die Finanzbranche verwoben ist - und das über Ländergrenzen hinweg. Die Pleite der Lehman Bank hatte gravierende Folgen.

"Keine zweite Finanzkrise"

Wolfgang Gerke, Präsident des Bayerischen Finanzzentrums, winkt ab - vorerst zumindest. Man habe aus der Finanzkrise gelernt, sagt er. "Banken haben höhere Eigenkapitalpolster aufzuweisen, müssen auch gegenüber der Aufsicht demonstrieren, wie sie im Krisenfall aufgestellt sind", sagt Gerke. "Und wir haben auch nicht diese starke Vernetzung, wie wir sie bei Lehman Brothers gehabt haben, bei der Silicon Valley Bank mit der Kreditwirtschaft. Wir haben hier einen Schlag ins Kontor, aber wir haben keine zweite Finanzkrise."

Dass gerade eine so stark spezialisierte Bank wie die Silicon Valley Bank Probleme bekommt, wenn die Zinsen angehoben werden, sei kein Wunder, so Klaus Nieding von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz. Denn die Bank bediene vor allem Kunden, die einen hohen Kapitalbedarf haben: "Wenn sich da die Konditionen ändern - dramatisch ändern -, dann kann das dazu führen, dass wir im Tech-Bereich die ein oder andere Verwerfung sehen. Banken, die sich auf dieses Geschäft spezialisiert haben, die kriegen natürlich doppelt Probleme", sagt Nieding.

Bafin schließt deutsche SVB-Niederlassung

Die Silicon Valley Bank hat eine Niederlassung in Deutschland. Die Finanzaufsicht BaFin hat diese Niederlassung mit sofortiger Wirkung für den Kundenverkehr geschlossen. Das sei keine Bedrohung für die Finanzstabilität, heißt es.

In Großbritannien übernimmt HSBC die britische Silicon-Valley-Bank-Tochter. Die britische Notenbank unterstützte diese Transaktion und versicherte den Kunden, dass sie Zugang zu ihren Einlagen und zu den üblichen Bank-Dienstleistungen haben.

Das wird nicht die letzte Maßnahme sein. Die Notenbanken sind jetzt in einer Zwickmühle. Sie werden ausgebremst, glaubt Nieding: "Wir werden sicherlich eine leichte Verlangsamung bei den Zinsschritten sehen. Aber: Inflationsbekämpfung ohne Zinserhöhung ist nahezu nicht möglich." Es wird weitere heftige Schwankungen an den Aktienmärkten geben.

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