Die neue Fed-Chefin Yellen "Man sollte sie nicht unterschätzen"

Stand: 01.02.2014 13:04 Uhr

Klein und gutmütig mag sie auf den ersten Anblick wirken. Doch man sollte Janet Yellen nicht unterschätzen, betonen Weggefährten. Sie stecke voller Kraft und sei hart, wenn sie hart sein muss. Als erste Frau steht die 67-Jährigen nun an der Spitze der US-Notenbank Fed.

Die Geschichte, wie Janet Yellen den wichtigsten Job in der Finanzwelt bekam, sagt viel über ihre Durchsetzungsfähigkeit aus. Eigentlich war Larry Summers der Favorit für den Chefsessel der Federal Reserve Bank (Fed). Summers war Finanzminister unter Bill Clinton und Ex-Chef der Weltbank. Ein raubeiniger aber bestens vernetzter Finanzpolitiker.

"Schreibt mich noch nicht ab", soll Yellen während des Bewerbungsverfahrens gesagt haben. Und tatsächlich: Plötzlich tauchte ein Brief an Präsident Barack Obama auf, in dem sich 500 Wirtschaftswissenschaftler, Nobelpreisträger und ehemalige Fed-Mitarbeiter für Yellen aussprachen.

Wenige Wochen später hatte sie den Job. Dazu passt, was Edwin Torman über sie sagt. Der 67-Jährige war ihr Ex-Kollege bei der Fed und kennt sie seit der Uni: "Man sollte sie nicht unterschätzen, ihre Kraft, ihre Hingabe und ihre Fähigkeit, hart zu sein, wenn man hart sein muss." 

Ein blitzgescheiter Geist

Nur mit Nettigkeit kommt man wohl nicht als erste Frau an die Spitze der mächtigsten Zentralbank der Welt. Unter dem weißen Haarschopf verbirgt sich ein blitzgescheiter Geist.

Ihre Karriereleiter besteht aus den besten Adressen des Landes: Harvard, Berkeley in Kalifornien, Beraterin von Präsident Bill Clinton und seit knapp zehn Jahren im Vorstand der Fed. Zuletzt war sie die Stellvertreterin des scheidenden Vorsitzenden Ben Bernanke.

Der scheidende US-Notenbankchef Ben Bernanke lächelt während seiner letzten Pressekonferenz.

Der inzwischen Ex-Fed-Chef Bernanke bei seiner letzten Pressekonferenz im Dezember.

Yellen hat einen Sohn. Viel Zeit für Hobbys bleibt bei diesem Lebenslauf nicht mehr. Sie reist und isst gerne in Sterne-Restaurants schreibt das "Time Magazin" über sie.

Präsident Obama lobte bei ihrer Ernennung, dass sie Probleme erkennt, ausspricht und dass sie Brücken zwischen Menschen bauen kann: "Janet ist konsensfähig, sie hört sich unterschiedliche Meinungen an und bringt Menschen zu einem gemeinsamen Ziel. In ihrer Umgebung werden all besser."

Aufgewachsen im armen Brooklyn

Sie ist aufgewachsen in Brooklyn, als dieser Stadtteil von New York noch nicht hip, sondern bitter arm war. Ihr Vater war Arzt, und die Hafenarbeiter konnten nur manchmal oder oft auch nicht ihre Rechnungen bezahlen.

"Ich habe gesehen, was Arbeitslosigkeit mit den Menschen macht", sagte sie in einem Zeitungsinterview. Dagegen kann sie nun etwas tun. Im Gegensatz zur Bundesbank ist die amerikanische Zentralbank nämlich für stabile Preise und stabile Beschäftigung zuständig. Yellen drückt das so aus: "Wir bereiten die Konditionen, die maximale Beschäftigung, niedrige Preise und ein stabiles Finanzsystem versprechen."

Die Finanzkrise - eine wichtige Lektion

Die amerikanische Zentralbank ist nicht nur dafür verantwortlich, wie viel Geld die Banken zur Verfügung haben. Sie muss die Banken auch kontrollieren. Und da gab es während der Finanzkrise durchaus Defizite stellte Yellen selbstkritisch fest: "In der Nachbetrachtung der Finanzkrise haben wir uns gefragt, was wir hätten anders machen können und wir haben wichtige Lektionen gelernt."

Dabei war sie einer der Ersten, die offen aussprach, dass Immobilienkredite an Jedermann nicht lange gut gehen können. Die Finanzkrise gab ihr Recht und ihr Ansehen in der Finanzwelt stieg.   

"Sie war immer perfekt vorbereitet"

Yellen und ihr Team entscheiden, ob die Zinsen sinken oder fallen. Ein Satz von ihr kann Aktienmärkte abstürzen lassen. Das weiß sie und deshalb überlegt sie auch genau, was sie sagt. Sie hält sich bei Vorträgen exakt in ihren Redetext. "Sie war immer perfekt vorbereitet", erinnert sich Kollege Torman.

Yellen braucht in den nächsten Jahren viel Fingerspitzengefühl. Sie muss die Gelddruckmaschine der amerikanischen Zentralbank weiter anhalten, darf aber Wachstum und Arbeitsplätze nicht beschädigen.

Im Zweifel kann ich sie sich zu Hause am Küchentisch Rat holen. Ihr Mann bekam 2001 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Auch ihr Sohn lehrt an der Uni. In einem Haushalt voller Wissenschaftler bleibt sie die Praktische. "Wenn es tropft, holt sie den Klempner", weiß Freund und Kollege Torman.

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