Lettland bereitet Einführung des Euro vor "Lat it be"

Stand: 01.10.2013 04:23 Uhr

Zum 1. Januar 2014 tritt Lettland der Eurozone bei. Ab heute müssen deshalb alle Preise in der neuen Währung ausgezeichnet werden. Doch das Land sieht dem Abschied des alten Lat mit gemischten Gefühlen entgegen.

Von Von Kai Schlüter, ARD-Hörfunkstudio Stockholm

Mit satten Bildern, sanfter Musik und einschmeichelnder Stimme bringen Fernsehspots den Letten den Euro nah. "Lettland wächst", heißt es dort vollmundig.

So versucht die Regierung, den Letten, die auf ihre Landeswährung Lat stolz sind, den Euro schmackhaft zu machen. Lettland hat sich in einer beispiellosen Rosskur aus der Weltwirtschaftskrise von 2008 herausgearbeitet und erfüllt nun die Maastricht-Kriterien für den Eurobeitritt.

Starkes Wirtschaftswachstum

Lettland bringt zwei Millionen Einwohner, von denen gut ein Viertel Russen sind, in die Eurozone ein. Seit 2011 wächst die Wirtschaft durchschnittlich um fünf Prozent und liegt damit weit über der Eurozone. Ministerpräsident Valdis Dombrovskis sieht im Euro-Beitritt nur Vorteile: "Das ist auch eine neue Chance für die wirtschaftliche Entwicklung Lettlands. Zum einen verbessert sich das Investitionsklima, auch die Ausgaben für den Währungsumtausch verringern sich und die Zinssätze sinken. Jetzt liegt es in unseren Händen, wie erfolgreich wir diese Möglichkeit umsetzen werden."

Die Einwohner Lettlands sind eher skeptisch. Gut die Hälfte will ihren alten Lat behalten. "Selbst wenn ich keine lettische Staatsbürgerin bin", sagt diese Russin, "bin ich sehr stolz darauf, dass ich mit Lat bezahlen kann, schließlich kommt das von dem Wort Latvija, also Lettland."

Eine lettische Studentin schwankt - wie viele - zwischen Gefühl und Vernunft. "Es gibt unterschiedliche Meinungen, aber sehr viel ist emotional. Man sagt nein und alles. Aber wenn man wirtschaftlich denkt, dann brauchen wir schon den Euro."

Steuerparadies Lettland

Mit dem 18. Mitglied gewinnt die Eurozone ein äußerst ehrgeiziges Land hinzu - und ein Steuerparadies. Lettland kassiert nur 15 Prozent Unternehmenssteuer, nur Irland und Zypern liegen mit 12,5 Prozent darunter. Der EU-Durchschnitt beträgt 23,5 Prozent. Dem erklärten Ziel der EU-Kommission, Steueroasen auszutrocknen, läuft Lettlands Steuerpolitik zuwider.

Für Maren Diale-Schellschmidt von der Deutsch-Baltischen Handelskammer ist Lettland für die Eurozone trotzdem ein Gewinn. "Lettland bringt für den Euroclub definitiv die Erfahrung der Umkehr von der schweren Krise in ein Wachstum durch harte Maßnahmen. Da können sich viele im Euroclub etwas abschauen. Auch diesen Optimismus, der in den letzten fünf Jahren herrscht, wird positive Impulse geben. Natürlich ist Lettland ein kleines Land, aber es wird einige spannende neue kleine Akzente einbringen können."

Derweil lassen die Letten zu, was sowieso unabwendbar ist und reimen in Anlehnung an einen Beatles-Klassiker ein Abschiedslied auf ihre Landeswährung: "Lat it be, Lat it be..."