Rekord-Verzinsung Italien muss immer mehr für Anleihen zahlen

Stand: 09.11.2011 14:24 Uhr

Die erhoffte Entspannung am italienischen Anleihemarkt ist ausgeblieben. Trotz des angekündigten Rücktritts von Regierungschef Berlusconi stiegen die Renditen der Staatsanleihen weiter an. Der italienische Staat muss nun für Papiere mit zehnjähriger Laufzeit mehr als sieben Prozent Zinsen zahlen.

Italien muss an den Kapitalmärkten immer höhere Zinsen zahlen. Die Renditen italienischer Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit stiegen erstmals seit der Euro-Einführung auf mehr als sieben Prozent. Damit zeichnete sich am Tag nach dem angekündigten Rücktritt von Regierungschef Silvio Berlusconi keine Entspannung an den Finanzmärkten ab. Auch der italienische Aktienmarkt stand erneut unter Druck. Bankentitel brachen in der Spitze um mehr als fünf Prozent ein.

Die Zinslast wird erdrückend

Auch für Papiere mit kürzen Laufzeiten muss Italien hohe Zinsen zahlen. Fünfjährige und zweijährige Anleihen erreichten ebenfalls die sieben Prozent-Marke. Zum Vergleich: Deutschland muss für zweijährige Anleihen gerade einmal 0,38 Prozent bieten. Für Finanzexperten ist bei sieben Prozent Verzinsung eine kritische Grenze erreicht. Bei diesen Renditeniveaus mussten die Euro-Länder Griechenland, Irland und Portugal gerettet werden. Ein Automatismus leitet sich daraus freilich nicht ab.

"Die Leute warten nur auf eine günstige Gelegenheit, aus dem Markt zu kommen", sagte Commerzbank-Anleiheexperte Christoph Rieger boerse.ard.de. "Gerade große Investoren, die noch auf riesigen Beständen an italienischen Anleihen sitzen, suchen den Ausstieg. Viele Marktteilnehmer müssen Risiko abbauen und haben auf die Rücktrittsankündigung Berlusconis nur gewartet, in der Hoffnung, dann auf besseren Niveaus verkaufen zu können."