Streik in Griechenland beendet Das Land, wo Benzin und Diesel wieder fließen

Stand: 02.08.2010 12:11 Uhr

Griechen und Touristen können aufatmen: Nach dem Ende des Streiks der Lkw- und Tankwagenfahrer hat sich die Versorgungslage in allen Landesteilen weitgehend normalisiert. Fast überall gibt es wieder Lebensmittel und Kraftstoffe. Die Lage hatte sich bereits entspannt, nachdem das Militär Tankwagen eingesetzt hatte.

Von Ulrich Pick, ARD-Hörfunkstudio Istanbul

Eine Woche, nachdem die griechischen Tank- und Lkw-Fahrer in den Ausstand getreten sind, verläuft die Versorgung an der Ägäis wieder normal. Wie der Verband der Tankwarte mitteilte, verfügen rund 90 Prozent der Tankstellen des Landes wieder über Treibstoff. Auch die Lebensmittelversorgung ist wieder voll gewährleistet.

Bereits am Wochenende hatte sich die Versorgungslage deutlich verbessert, nachdem die Regierung beschlossen hatte, dass Tanklaster der Armee Treibstoff von den Raffinerien holen und im ganzen Land verteilen sollten. Bereits gestern Abend verfügten deshalb weit mehr als die Hälfte aller Tankstellen in den Städten über genügend Sprit, und auch in der Provinz war die Grundversorgung gewährleistet.

Protest gegen "Öffnung geschlossener Berufe"

Nach einer mehrstündigen Sitzung hatte der Präsident des Dachverbandes der Gewerkschaften der Tank- und Lastwagenbesitzer, Giorgios Tzortzatos, der Öffentlichkeit mitgeteilt: "Wir haben die Probleme zur Kenntnis genommen, die sich durch die fehlende Versorgung des Marktes mit Lebensmitteln, Treibstoffen und anderen Sachen ergeben haben. Deshalb haben wir in Verantwortung und mit knapper Mehrheit beschlossen, den Streik einzustellen."

Die Proteste hatten sich gegen die von der Europäischen Union verordnete sogenannte Öffnung geschlossener Berufe gerichtet. Konkret sollte verhindert werden, dass es künftig im Lastkraftwagen-Gewerbe keine feste Zahl an Lizenzen mehr gibt, und - wie es die griechische Regierung plant - jeder Besitzer eines Lkw-Führerscheins auch als Lastwagenfahrer arbeiten darf. Bisher war die Zahl der Lizenzen auf etwa 30.000 limitiert. Sie kosteten teilweise bis zu 300.000 Euro.

"Eine Reform ist selbstverständlich"

Ministerpräsident Giorgios Papandreou betonte noch einmal die Notwendigkeit der Reform: "Eine Reform ist selbstverständlich. Wenn es dadurch, dass seit 1971 keine Lizenzen mehr für Lkw ausgegeben worden sind, geschlossene Berufe gibt, heißt das auch, dass die Transportkosten teurer und damit auch unsere Produkte teurer sind."

Der Streik fügte dem griechischen Tourismus deutlichen Schaden zu. Wegen des Spritmangels mussten Tausende Urlauber ihre Mietwagen abgeben oder auf offener Strecke liegen lassen. Andere, die mit dem Wohnmobil oder dem eigenen Wagen unterwegs waren, waren gezwungen auf Campingplätzen und in Hotels auszuharren.