Nach der Franken-Freigabe Schweiz rutscht wohl in eine Rezession

Stand: 28.01.2015 14:32 Uhr

Bislang brummte die Wirtschaft in der Schweiz, doch nun warnen Ökonomen sogar vor einer Rezession mit einem erheblichen Anstieg der Arbeitslosenzahlen. Grund ist die starke Aufwertung des Schweizer Franken.

Teure Exportartikel, weniger Investitionen, Einbruch bei den Touristenzahlen: Wegen der starken Aufwertung des Franken muss sich die Schweiz nach Berechnungen der renommierten Konjunkturforschungsstelle (KOF) in Zürich in diesem Jahr auf eine Rezession gefasst machen.

Bevor die Schweizerische Nationalbank (SNB) am 15. Januar den bis dahin von ihr durchgesetzten Mindestkurs des Franken zum Euro überraschend aufgab, hatte die KOF noch ein Wachstum von 1,9 Prozent für das Bruttoinlandsprodukt prognostiziert. Jetzt rechnet sie für dieses Jahr mit einer Abnahme um 0,5 Prozent, falls sich der Franken nicht wieder abschwächen sollte.

Einbruch in den Sommermonaten

Da sich Urlaube in der Schweiz stark verteuern, werde das Tourismusgewerbe leiden. Die Investitionstätigkeit werde sich verlangsamen, ab dem zweiten Quartal dürften Firmen ihre Produktion zurückfahren. Vor allem in den Sommermonaten sei mit einem Abrutschen in die Rezession und einem Anstieg der Arbeitslosigkeit zu rechnen.

Die KOF-Experten schätzen, dass die Arbeitslosenquote von derzeit 3,4 Prozent im kommenden Jahr auf 4,1 Prozent steigen wird. Für 2016 sei bestenfalls mit einer stagnierenden Wirtschaftsleistung zu rechnen, sollte die Weltkonjunktur wieder an Fahrt gewinnen.

Wirtschaftsminister: Es droht keine Rezession

Die Schweizer Regierung sieht keine Rezessionsgefahr und keinen Bedarf für Konjunkturprogramme. "Die Frage nach einem solchen Programm müssen wir erst dann wieder stellen, wenn die Schweiz sich einer schweren Rezession nähern würde", sagte Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann. "Das ist aber zurzeit überhaupt nicht der Fall." Allerdings räumte er ein, dass viele Unternehmen angesichts der starken Aufwertung des Franken vor großen Herausforderungen stünden. "Die Situation ist sehr anspruchsvoll", sagte Schneider-Ammann.

Mitte Januar hatte die Schweizer Notenbank (SNB) ihren Kampf gegen die Franken-Aufwertung aufgegeben und den Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken abgeschafft. Der Euro verlor daraufhin innerhalb kurzer Zeit mehr als 20 Prozent und wird derzeit bei leicht über einem Franken gehandelt.