Teure Flüge in Ferienzeiten Mit abgehobenen Preisen in den Urlaub
Die Pleiten von Air Berlin und Niki dürften Reisende viel Geld kosten. Durch den Wegfall von Kapazitäten und Konkurrenz könnten die Preise laut Experten in den Ferienzeiten deutlich ansteigen.
Von Jens Eberl, WDR
800.000 Sitzplätze weniger auf einen Schlag - die Pleiten der Fluglinien Air Berlin und Niki sorgten im vergangenen Jahr für erhebliche Engpässe auf dem Flugmarkt. Nach und nach wurden diese Kapazitäten durch andere Airlines übernommen. Aber nach wie vor ist spürbar, dass wichtige Konkurrenten weggefallen sind.
Das Flugvergleichsportal Skyscanner hatte die Preise bereits vor Weihnachten mit dem Vorjahr verglichen und drastische Steigerungen festgestellt: Flüge nach Venedig waren 25 Prozent teurer. Nach Teneriffa oder Istanbul waren es 29 Prozent mehr. Wer nach Mallorca wollte, musste sogar 40 Prozent mehr bezahlen. Im Sommer soll sich das nicht ändern. Da sind die Preise zwar generell immer höher als sonst, aber besonders diesen Sommer erwarten Experten einen überproportionalen Anstieg der Flugpreise.
Viele Reisende - höhere Ausgaben
Viele Familien merken das dieses Jahr bei ihrer Urlaubsplanung - etwa Familie Peck aus Essen. Am liebsten würde die vierköpfige Familie irgendwo individuell hinfliegen und ein Ferienhaus mieten. Da der ältere Sohn Oscar mittlerweile zur Schule geht, können sie nur in den Sommerferien in Urlaub fliegen. Genau in dieser Zeit sind die Flüge besonders teuer. "Jeden Tag ist der Preis gestiegen", beobachtete Mutter Nina Peck. "Wir schauen nach Flügen nach Mallorca, und momentan sind wir schon bei knapp 1400 Euro."
Circa 400 Euro kostet das Ticket für einen Erwachsenen. Ein happiger Preis für die Baleareninsel. Nina und Tobias Peck überlegen nun, ob sie schnell buchen oder lieber noch warten sollen.
Experte rät: Früh buchen!
Ein Problem, mit dem auch die Reisebüros zu kämpfen haben. Denn für Individualreisende noch günstige Flüge in Ferienzeiten zu finden, wird immer schwerer. Ralf Hieke ist Präsidiumsmitglied des Deutschen Reisebüroverbands. Seine Empfehlung in diesem Jahr lautet: früh buchen. "Je kurzfristiger man bucht, desto höher werden die Preise auch sein. Wenn es dann auf die Ferien als klassische Hauptreisezeit zugeht, werden die Preise sicher nicht sinken."
Die Lufthansa, unter deren Dach auch Eurowings fliegt, hat versucht, verloren gegangene Kapazitäten durch den Einsatz von mehr Flugzeugen auszugleichen. Die Airline räumt aber ein, dass dies nur teilweise gelungen ist. "Wir merken schon, dass die Flugzeuge deutlich schneller voll werden", sagt Sprecher Helmut Tolksdorf. Und das lasse natürlich auch die Preise steigen, vor allem in den stark nachgefragten Ferienzeiten. "Die Preise setzen sich aus mehreren Faktoren zusammen: Auslastung, Wochentag, wie viele Tage liegen zwischen Hin- und Rückflug und der Prognose, wie viele Fluggäste wohl an diesem Tag unterwegs sein werden."
Am ersten Ferientag ist also ein Flug grundsätzlich teurer als mitten in den Ferien oder außerhalb der Urlaubszeit. Lufthansa beteuert aber, nach der Air-Berlin-Pleite die Preise nicht grundsätzlich erhöht zu haben. "Die Preissteigerungen kommen allein durch die höhere Auslastung und die geringeren Kapazitäten zustande", so Tolksdorf.
- Prüfen Sie die Wochentage: Oft sind dienstags und mittwochs die Flüge günstiger als montags, donnerstags oder freitags. Denn da sind viele Geschäftsreisende unterwegs. Samstag ist Bettenwechsel, auch da wird es eher teuer
- Auch zu unterschiedlichen Tageszeiten können sich die Flugpreise stark unterscheiden
- Manchmal macht es Sinn, Flüge zu kombinieren, also mit einer Airline hin, mit einer anderen zurück zu fliegen
- Reisende sollten mehrere Abflughäfen prüfen. Oft kann man mit einer kurzen Bahnfahrt viel Geld sparen
Neue Konkurrenz könnte Preise fallen lassen
Stephan Bingemer von der International School of Management versucht, die Reisenden etwas zu beruhigen: "Die Preise können auch wieder nach unten gehen. Vieles hängt jetzt davon ab, wie sich die Konkurrenten in der Luft verhalten. Wenn sie sich gegenseitig beschnuppern und die Preise stabil halten, wird sich das Preisniveau nicht nach unten entwickeln. Aber wenn aggressive Spieler, etwa Easyjet, die Preise nach unten holen, kann es sein, dass ein gegenseitiger Effekt auftaucht und die Preise tatsächlich purzeln."
Niki will demnächst unter dem Namen "Laudamotion" wieder an den Start gehen
Die Experten sind sich aber uneinig, ob es schon in diesem Sommer einen verstärkten Konkurrenzkampf am Himmel geben wird. Auch die Rückkehr von Niki wird zunächst zurückhaltend eingeschätzt. In Kürze will die Airline mit elf Flugzeugen unter dem Namen "Laudamotion" wieder an den Start gehen. Hieke ist überzeugt, dass die höheren Kapazitäten an der einen oder anderen Stelle für Entlastung sorgen werden, "allerdings sehe ich in der Hauptsaison - sprich in Ferienzeiten - in der Zukunft keine großen Preissprünge nach unten."