Fiat-Chrysler-Zusammenschluss perfekt Bekenntnis zu Italien, aber ...

Stand: 01.08.2014 18:10 Uhr

Die Fusion von Fiat und Chrysler ist perfekt. Die Aktionäre billigten bei der Hauptversammlung in Turin den Zusammenschluss. Fiat-Chef Marchionne hat große Pläne: Italien will er treu bleiben, den Nettogewinn deutlich steigern.

Von Nikolaus Nützel, ARD-Hörfunkstudio Rom

Sowohl der italienische Autobauer Fiat als auch der US-Partner Chrysler waren vor einigen Jahren für sich alleine nicht mehr lebensfähig, davon ist Fiat-Konzernchef Sergio Marchionne fest überzeugt. Sie seien zu klein gewesen, um auf dem Weltmarkt zu bestehen, und hätten eine zu eingeschränkte Modellpalette gehabt.

Mit der Fusion zum neuen Konzern Fiat Chrysler Automobiles (FCA), der die Fiat-Aktionäre jetzt zugestimmt haben, biete sich eine große Chance, betonte Marchionne. "Mit der Fusion zu Fiat Chrysler ist das historische Problem von Fiat gelöst - und das historische Problem von Chrysler."

Klares Bekenntnis zu Italien

Der neue Konzern wird verschiedene unternehmensrechtliche Möglichkeiten ausschöpfen, um sich eine günstige Position verschaffen. Firmensitz wird Amsterdam sein, unter anderem, weil die niederländischen Gesetze Aktionären wie der Gründerfamilie Agnelli besondere Rechte einräumen. In steuerlicher Hinsicht wird der Sitz London sein, weil in Finanzfragen das britische Recht besonders günstig ist.

Am Umfang der Produktion in Italien und an der Verbundenheit der Traditionsmarke zu dem Land solle sich aber nichts ändern, sagte Marchionne. "Es ist kein einfaches Land, um einen multinationalen Konzern zu führen. Wir tun es, und wir bleiben bei unserem Engagement." Dies gelte nicht nur für die Arbeiter in den Fabriken, sondern für alle Beschäftigten. "Geben Sie uns Zeit. Wir werden die Produktion steigern, zum Ende dieses Jahres wird man Ergebnisse sehen. Lassen Sie uns unsere Arbeit machen", warb Marchionne um Vertrauen.

"Wir wollen dabei sein"

Auch John Elkann, der Enkel des langjährigen Fiat-Patriarchen Gianni Agnelli, betonte immer wieder die Verbundenheit seiner Familie mit Fiat und mit Italien.

Die Familien Elkann und Agnelli halten 30 Prozent der Aktien des Autobauers. In den vergangenen Monaten hatte es Berichte gegeben, dass die Großaktionäre ihre Anteile verkaufen wollen. Diese Berichte seien aber falsch, sagt John Elkann: "Wir sind absolut überzeugt, dass das, was vor uns liegt, positiv ist. Wir sind absolut sicher, dass wir dabei sein wollen."

Nicht die letzte Fusion auf dem Automarkt

Nicht nur John Elkann bestritt, dass große Aktienpakete an andere, neue Eigentümer übergehen sollen. In der Branche war in den vergangenen Wochen die Rede davon, der deutsche Volkswagenkonzern oder auch die französische Gruppe Peugeot Citroën könnten bei dem fusionierten italienisch-amerikanischen Autobauer Fiat Chrysler einsteigen.

Auch Unternehmenschef Marchionne weist solche Berichte zurück. Was er allerdings dann doch bestätigt: Diese Großfusion ist seiner Ansicht nach nicht die letzte auf dem internationalen Automarkt. "Ich bin absolut überzeugt, dass weitere Phasen der Konsolidierung auf dem Automarkt unvermeidlich sind", sagte Marchionne. "Es wird sie geben."

Erst einmal will sich Fiat Chrysler damit begnügen, die Nummer sieben auf dem weltweiten Automarkt zu sein. Damit ist der Konzern nach eigener Einschätzung groß genug, um ehrgeizige Ziele zu erreichen. Etwa eine Steigerung des Nettogewinns bis zum Jahr 2019 um das rund Fünffache - auf dann fünf Milliarden Euro.

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