Führende Industrienationen in Brisbane Was vom G20-Gipfel zu erwarten ist

Stand: 14.11.2014 19:15 Uhr

Wirtschaft, Ukraine, Ebola - bei den Themen sind sich die Teilnehmer des G20-Gipfels einig. Bei konkreten Maßnahmen gehen die Meinungen auseinander. Was man vom G20-Gipfel erwarten kann - und was nicht, erklärt Jan Seidel.

Von Jan Seidel, ARD Berlin

Was sind die Themen?

Alle sind sich einig: Die Wirtschaft muss wieder in Gang gebracht, Arbeitslosigkeit wirksam bekämpft, Steuerflucht verhindert und Ebola ausgerottet werden - und zwar entschieden, proaktiv und zeitnah.

Nur über die konkreten Maßnahmen gibt es unter den 20 Gipfelteilnehmern ungefähr 20 verschiedene Meinungen. Die Aufgabe der sogenannten Sherpas, der Unterhändler jeder Regierung, ist es, die verschiedenen Meinungen so zusammenfassen, dass am Ende alle zustimmen können - und zwar ebenfalls entschieden, proaktiv und zeitnah.

Wo liegen die Konflikte?

Wenn es um die Ukraine geht, sind alle gegen Russland: Präsident Wladimir Putin soll endlich aufhören, zu zündeln. Macht er aber nicht: Zumindest entsandte Russland ein paar Kriegsschiffe, die jetzt vor Australien kreuzen.

Wenn es um die Wirtschaft geht, sind alle gegen Deutschland: Kanzlerin Angela Merkel soll endlich mehr Geld ausgeben, um die Krise zu überwinden. Macht sie aber nicht: Merkel will den ausgeglichenen Haushalt 2015.

Was sind die Ziele?

Der Gipfel wird eine Abschlusserklärung bekommen, in der entschiedene, proaktive und zeitnahe Maßnahmen beschlossen werden. Zeitnah heißt zum Beispiel, dass die Staaten bis 2018 zwei Prozent mehr Wirtschaftswachstum wollen als bisher. Doch das Jahr 2018 ist in der Politik ungefähr so weit weg wie in der Raumfahrt der Weg einer kleinen Sonde zu einem sehr, sehr weit entfernten Kometen.

Wie hoch sind die Sicherheitsvorkehrungen vor Ort?

Erwartet werden etwa 6000 Gipfelteilnehmer - und ungefähr genau so viele Polizisten und Soldaten. Das Verhältnis Teilnehmer zu Ordnungskräften ist damit eins zu eins. In der Stadt sind mittlerweile so viele Absperrungen aufgestellt, dass man daraus problemlos den Eiffelturm nachbauen könnte - und immer noch ein paar Kilometer Metallzäune übrig hätte.

Was passiert noch?

Der neue EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker kommt zu seinem ersten G20-Treffen. Es steht zu befürchten, dass er die Tradition seiner Vorgänger fortsetzt und eine gewisse inhaltliche Leere durch einen gewissen Wortreichtum ersetzt.

Europa stellt fest: US-Amerikaner und Russen wenden sich nach Asien, weil das der größte Wachstumsmarkt ist. Die Europäer diskutieren währenddessen weiter über Schulden, Rentenalter und Exportüberschüsse. China lächelt.

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