Wichtigste Privatbank in der Krise Portugal bangt um Espírito Santo

Stand: 11.07.2014 17:15 Uhr

In Portugal wächst die Sorge um die wichtigste Privatbank: Zeitweise wurde der Handel mit den Papieren der Banco Espírito Santo ausgesetzt. Gerät das Institut in Schieflage, könnte das die Krise im Land wieder verschärfen.

Ein Werbespot der Banco Espírito Santo mit Fußballstar Cristiano Ronaldo: Portugals Fußballer Nummer Eins wirbt für Portugals Bank Nummer Eins. An beiden kommt in Portugal keiner vorbei.

Die Bank, die in Deutschland nur wenige kennen, ist die wichtigste Privatbank des Landes. Sie ist so wichtig, dass sie ab Herbst von der Europäischen Zentralbank beaufsichtigt wird und sich - wie andere Großbanken auch - einem Stresstest unterziehen muss.

Kein Wunder, dass die Finanzwelt nervös wird, wenn die Bank in die Schlagzeilen gerät. Und dass sich dann auch Ministerpräsident Pedro Passos Coelho zu einem Statement genötigt sah: "Die Bank hat genug Eigenmittel und ein finanzielles Kissen, das mehr als dick genug ist, um ihre Verpflichtungen abzudecken." Die Sparer könnten jegliches Vertrauen haben, "was die Sicherheit ihrer Ersparnisse betrifft".

Angeblich reichen die Rücklagen aus

Davor hatte die Bank erklärt, die Rücklagen von 2,1 Milliarden Euro reichten, um mögliche Kreditausfälle aufzufangen. Kreditausfälle, die aus den Verflechtungen mit der Luxemburger Muttergesellschaft herrühren, der Espírito Santo International. Gegen diese ermitteln die Behörden seit einiger Zeit, weil es dort zu finanziellen Unregelmäßigkeiten gekommen sein soll.

Nach Medienberichten soll die Gesellschaft mehr als sieben Milliarden Euro Schulden haben, die sie nicht zurückzahlen kann. Angeblich wird derzeit an einem Rettungsplan gestrickt.

"In einen Raub der Flammen verwandelt"

Für die Verfehlungen der Muttergesellschaft wird nun also die Bank mit dem gleichen Namen in Mitleidenschaft gezogen. "Der Name Espírito Santo, der einem großen Konglomerat von Unternehmen gemeinsam ist und der bisher einen positiven Beiklang hatte, hat sich plötzlich in einen Raub der Flammen verwandelt", sagt der Ökonom Joao Duque vom Wirtschaftsforschungsinstitut Instituto Superior de Economía e Gestao und ergänzt: "Vielleicht trifft das die Bank übertrieben hart. Aber aus internationaler Sicht stellt sich das Problem, nicht zu wissen, wie eng all die Unternehmensteile zusammenhängen. Das ist für die Bank gefährlich."

Tatsächlich hat die Bank Espírito Santo in Portugal eine lange Geschichte. Sie geht zurück auf José Maria do Espírito Santo, der sein Geld Ende des 19. Jahrhunderts vor allem mit Lotterie- und Geldwechselgeschäften machte. Er besaß mehrere Unternehmen, die 1920 von seinen Erben in einer Bank zusammengeführt wurden - die heutige Banco Espírito Santo.

Später wurde sie zur Hausbank der Salazar-Diktatur. Nach der Nelkenrevolution 1974 wurde sie verstaatlicht, der Besitzerfamilie wurde jegliche Bankierstätigkeit in Portugal verboten. Mitte der 1980er-Jahre kam die Familie wieder zurück nach Portugal. Da hatte sie von Brasilien aus schon ein ziemlich unübersichtliches Firmenimperium aufgebaut.

Spekulationen zum schlechtesten Zeitpunkt

Bis zu diesem Sommer leitete Ricardo Salgaldo, der Urenkel des Gründers, die Bank. Dann trat er überraschend zurück. Wohl auch, weil dem Unternehmen Ungemach drohte. Die Spekulationen rund um die Bank kommen für Portugal zum schlechtesten Zeitpunkt. "Es bleiben Zweifel, ob Portugal, wenn es tatsächlich der Espírito-Santo-Bank helfen muss, genug finanzielle Reserven hat für all diese Maßnahmen", sagt Ökonom Duque.

Gerade erst verließ Portugal den Euro-Rettungsschirm. Es versucht derzeit aus eigener Kraft, finanziell wieder auf die Beine zu kommen, Vertrauen bei Anlegern zu finden. Da wirken die Nachrichten rund um die Banco Espírito Santo wie Gift.