Erdbeeren auf dem Wochenmarkt

Auswirkung der Inflation Kunden sparen bei Erdbeeren

Stand: 05.06.2022 13:23 Uhr

Hohe Kosten, schwache Nachfrage: Das Erdbeergeschäft läuft dieses Jahr schleppend. Auch die Konkurrenz aus dem Ausland macht den deutschen Bauern zu schaffen.

Der Verkauf von Erdbeeren läuft bei vielen Bauern in Deutschland in diesem Jahr nicht rund. Hohe Kosten, überschaubare Nachfrage und niedrige Preise trüben vielfach die Geschäfte. Ausgerechnet das gute Wetter im Mai hat dazu beigetragen, wie Eva Würtenberger von der Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft (AMI) in Bonn erläuterte.

Das Angebot sei dadurch entsprechend gewachsen, viele Kunden kauften aber weniger als üblich. Die Folge: Preisverfall auf im Bundesschnitt unter fünf Euro für ein Kilo.

Zugleich seien die Kosten für die Bauern in den vergangenen Monaten gestiegen, etwa für Dünger, Pflanzenschutzmittel, Jungpflanzen oder wegen der höheren Energiepreise auch für den Transport, sagte Würtenberger der Nachrichtenagentur dpa. Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen hatte bereits Ende Mai darauf hingewiesen, dass einige Bauern auf die Erdbeerernte verzichteten, weil sie sich schlicht nicht mehr lohne.

Höhere Preise lassen Verbraucher zögern

Die Kaufzurückhaltung ist nach Einschätzung der Landwirtschaftskammer unter anderem auf die Auswirkungen der Inflation zurückzuführen: Viele alltägliche Produkte seien teurer geworden, die Kunden verzichteten deshalb auf Lebensmittel wie Erdbeeren. "Die Leute sind zögerlicher, die Abnahme ist verhalten", sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied der dpa.

"Auf der anderen Seite sind unsere Erzeuger mit Dumping-Importen konfrontiert, wie zum Beispiel drei Euro für ein Kilogramm Spargel aus Italien." So könne man nicht produzieren. Einzelne Betriebe hätten Teilflächen schon vorab aus der Ernte genommen, weil es sich nicht rechne. Auch Marktbeobachtungsexpertin Würtenberger sagte, es sei eine gewisse Kaufzurückhaltung zu spüren.

Hoher Konkurrenzdruck

Außerdem sei der Konkurrenzdruck durch Importware in diesem Jahr schon im April ungewöhnlich hoch gewesen, sagte Würtenberger. "In Spanien war der März eher kühl, der Saisonstart dort hat sich verzögert." Dadurch seien spanische Erdbeeren erst später als sonst in Deutschland im Angebot gewesen.

In den Niederlanden und Belgien habe sich die Ernte ebenfalls verzögert, weil viele Produzenten angesichts der Energiekosten ihre Gewächshäuser weniger geheizt hätten als in früheren Jahren. "Auch die Ware ist dann später auf den deutschen Markt gekommen." Schon in der Phase noch vor dem Verkauf der ersten deutschen Freilanderdbeeren sei das Angebot daher deutlich größer gewesen als sonst - auch das hat den deutschen Obstbauern das Leben schwer gemacht. Ob ähnliche Entwicklungen bald zum Beispiel auch bei Kirschen und anderem Obst zu erwarten seien, lasse sich noch nicht absehen, sagte Würtenberger.

Bei Spargel hat die AMI dagegen schon einen vergleichbaren Trend zu Zurückhaltung beim Kauf beobachtet. Spargel gilt den Experten zufolge als "verzichtbares Gemüse". Und wenn angesichts der hohen Inflation das Geld tatsächlich oder zumindest gefühlt knapp wird, halte sich der ein oder andere Verbraucher beim Einkaufen auf dem Wochenmarkt oder im Kaufhaus dann eben zurück.