E-Scooter

Neue Verordnung in Kraft Oslo bremst E-Scooter aus

Stand: 10.09.2021 13:32 Uhr

Der Erfolg der E-Scooter hat sich für Norwegens Hauptstadt zum Problem entwickelt. Die Folge: Ab heute gilt in Oslo eine neue Verordnung. Sie limitiert die Zahl der Elektroroller und verbietet Nachtfahrten.

Oslo behauptet von sich, die Stadt mit den meisten E-Scootern zu sein. Vor einigen Wochen sagte Sirin Stav, zuständig für Umwelt und Transport: "Wir erleben in unserer Stadt inzwischen eine untragbare Situation mit fast 25.000 E-Scootern. Damit liegen wir weit über den europäischen Höchstwerten. Es war an der Zeit, das Problem anzugehen, und jetzt haben wir endlich die Genehmigung dafür bekommen, das lokal zu regulieren."

Überfüllte Notaufnahmen

Es wurde eine neue Verordnung geschaffen, die heute in Kraft tritt. Die Anzahl der E-Scooter wird radikal reduziert, Oslo erlaubt nur 8000 Roller in der Innenstadt. Doch das ist nicht die einzige neue Regel: Hinzu kommt ein Nachtfahrverbot zwischen 23 und fünf Uhr morgens. Weniger Roller, weniger Unfälle mit betrunkenen Fahrerinnen und Fahrern - das ist das Ziel. 

Im Juli meldeten Oslos Notaufnahmen mehr als 400 E-Scooter-Verletzte, doppelt so viel wie vor einem Jahr. Bemerkenswert dabei ist, dass fast die Hälfte der Unfälle zwischen 23 Uhr und fünf Uhr morgens passierte. Die meisten Fahrer waren betrunken. In diesem Sommer musste zusätzliches Personal in den Krankenhäusern eingesetzt werden, um die vielen Verletzungen der E-Scooter-Fahrer behandeln zu können. Wildes Parken auf Gehsteigen, halsbrecherische Touren zu mehreren auf einem Roller, starker Anstieg der Unfallzahlen: Die Klagen klingen überall ähnlich. Deshalb habe man entschieden, die Einwohnerinnen und Einwohner vor den Gefahren zu schützen, statt auf die Unternehmen Rücksicht zu nehmen, so der sozialdemokratische Stadtrat Andreas Halse.

Anbieter sind enttäuscht

Die Firmen sind gegen die neue Verordnung vor Gericht gezogen, sie bezeichnen sie als erstickend. Noch heute will das Gericht seine Entscheidung dazu bekannt geben.

Nicht alle sind mit den neuen Regeln einverstanden. Christina Moi Gjerde vom E-Scooter-Verleih Voi wirft Oslo im norwegischen Fernsehen NRK schlechtes politisches Management vor: "Der Vorschlag bedeutet das Ende für das Angebot an Mikromobilität in Oslo. Sehr schade."

In Oslo sah man jedoch keinen anderen Ausweg. Das Problem sei von Anfang an gewesen, dass die E-Scooter mit Fahrrädern rechtlich gleichgestellt wurden und es damit keinerlei Regulierung gab. Und es könnte für die Anbieter bald landesweit verschärfte Regeln geben: Norwegens Verkehrsminister Knut Arild Hareide stellte neue Richtlinien auch auf nationaler Ebene in Aussicht. Gleichzeitig versuchen in ganz Skandinavien einige Anbieter selbst, die Sicherheit ihrer Kunden zu stärken. Man wolle das Vertrauen der Menschen und der Politik zurückgewinnen, sagte kürzlich ein Sprecher eines Verleihs. Die Ideen gehen von gedrosselter Geschwindigkeit in der Nacht bis hin zu einer freiwilligen Sperrstunde, in der die E-Scooter nicht gestartet werden können. 

Auch Kopenhagen und Stockholm greifen durch

Auch in anderen skandinavischen Ländern wird inzwischen energischer gegen die Roller vorgegangen. Bereits seit Anfang des Jahres dürfen E-Scooter zwar noch durch die Kopenhagener Innenstadt fahren, aber dort nicht mehr abgestellt oder gemietet werden. Aus der dänischen Hauptstadt sind inzwischen fast alle Roller verschwunden. Die schwedische Zeitung Svenska Dagbladet schrieb kürzlich, Kopenhagen sei jetzt wieder eine klassische Fahrradstadt.

Auch in Stockholm ist die Zahl der E-Scooter auf den Straßen regelrecht explodiert: Vor drei Jahren waren es keine 500, heute sind es 22.000. Vor drei Wochen erließ auch Schwedens Hauptstadt neue Vorschriften. In Zukunft benötigt dort jede E-Scooter-Firma eine Genehmigung durch die Polizei und muss dafür pro Jahr und Fahrzeug eine Gebühr von umgerechnet 140 Euro bezahlen. Damit soll verhindert werden, dass die Bürgersteige wahllos mit E-Scootern vollgestellt werden.

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