Zeitungsbericht zum Fall Kirch Neue Vorwürfe gegen die Deutsche Bank

Stand: 20.12.2013 09:19 Uhr

Hat der damalige Deutsche-Bank-Chef Breuer das Kirch-Imperium 2002 bewusst in die Pleite getrieben? Seit Jahren beschäftigt sich die Justiz mit dem Fall. Nun sind nach einem "SZ"-Bericht interne Dokumente aufgetaucht, die den Verdacht erhärten könnten.

Einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zufolge werden die Deutsche Bank und ihr Ex-Chef Rolf Breuer im Fall Kirch durch neu aufgetauchte Dokumente belastet. Demnach existierte in der Bank Anfang 2002 ein Geheimprojekt namens "Barolo", das die Aufspaltung der Kirch-Gruppe durchspielte - also genau zu jener Zeit, da Vorstandschef Rolf Breuer in einem TV-Interview die Kreditwürdigkeit des Medienimperiums anzweifelte.

Die juristische Auseinandersetzung mit dem inzwischen verstorbenen Medien-Unternehmer Leo Kirch und seinen Erben beschäftigt die Deutsche Bank seit rund einem Jahrzehnt. Die Kirch-Seite behauptet, dass das Breuer-Interview den Zusammenbruch der Kirch-Gruppe ausgelöst habe. Vor einem Jahr schlug sich das Oberlandesgericht München auf die Seite der Kirch-Erben und verurteilte die Bank zur Zahlung von Schadensersatz. Über die Höhe müssen die Richter allerdings noch befinden. Es geht um bis zu zwei Milliarden Euro.

Die Kirch-Gruppe zerschlagen - und daran verdienen

Dem SZ-Bericht zufolge sah der "Barolo"-Plan vor, dass die Deutsche Bank an einer Zerschlagung des Kirch-Imperiums mitwirken und daran verdienen sollte. Die Rennsportserie Formel 1 - die damals Kirch gehörte - und die Anteile am Springer-Verlag sollten verkauft werden. Die Erlöse sollten helfen, das Überleben der finanziell angeschlagenen Gruppe zu sichern. Insgesamt ging der "Barolo"-Plan von einem Geschäftsvolmen von rund drei Milliarden Euro aus. "Einige hundert Millionen Euro" sollte bei der Bank "hängen bleiben", schreibt die SZ.

Nun gehört es zwar zur Aufgabe von Investmentbankern, derlei Szenarien durchzuspielen - ohne dass die Bankspitze davon etwas mitbekommen muss, solange die Pläne nicht umgesetzt werden. In dem konkreten Fall soll Vorstandschef Breuer aber im Bilde gewesen sein, schreibt die Zeitung. In einer Mail vom 28. Januar 2002 habe ein Londoner Mitarbeiter, der an dem Barolo-Projekt saß, einen kleinen Zirkel von Führungskräften in Frankfurt eingeweiht - darunter Breuer. Rund eine Woche später gab der sein umstrittenes TV-Interview.

Bank äußert sich nicht

Die Deutsche Bank wollte sich der SZ zufolge zu den Vorwürfen nicht äußern. Im Kirch-Prozess hatte Breuer stets betont, die Bank habe nie vorgehabt, die Mediengruppe zu zerschlagen.

Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt in dem Kirch-Streit derzeit auch wegen versuchten Prozessbetrugs gegen die Deutsche Bank und fünf ihrer Manager. Die Behörde soll laut der "SZ" den Kirch-Erben zahlreiche Mails, Vermerke und Protokolle überlassen haben, die in der Bank beschlagnahmt worden waren. Die Erben wollen das Material demnach für ihre Schadenersatzprozesse gegen die Deutsche Bank nutzen.

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