Mitarbeiter von Mercedes-Benz arbeiten im Werk in Bremen an einer C-Klasse.

Daimler und VW in der Corona-Krise Vorübergehend lahmgelegt

Stand: 17.03.2020 18:54 Uhr

Erst Volkswagen, jetzt auch Daimler: Wegen der Corona-Pandemie setzen die beiden Autobauer einen Großteil ihrer Produktion in Europa in den nächsten Wochen aus. Die wirtschaftlichen Folgen sind nicht absehbar.

Beim Autobauer Daimler stehen wegen der Corona-Krise vorerst in vielen Werken die Bänder still. Ein Großteil der Produktion in Europa werde von dieser Woche an für zunächst zwei Wochen geschlossen, teilte der Konzern in Stuttgart mit. Betroffen seien sowohl die Pkw- und Transporter- als auch die Nutzfahrzeug-Produktion.

Zudem werde die Arbeit in ausgewählten Verwaltungsbereichen unterbrochen, so Daimler. Bis zum Ende dieser Woche sollen die Werke heruntergefahren werden. Auch die Lieferketten, die derzeit nicht komplett aufrechterhalten werden könnten, sollen überprüft werden.

Wirtschaftliche Folgen ungewiss

"Mit diesen Maßnahmen leistet das Unternehmen seinen Beitrag, die Belegschaft zu schützen, Infektionsketten zu unterbrechen und die Ausbreitung dieser Pandemie einzudämmen", hieß es. "Gleichzeitig trägt diese Entscheidung dazu bei, Daimler auf eine Phase vorübergehend niedrigerer Nachfrage vorzubereiten und die Finanzkraft des Unternehmens zu sichern."

Die wirtschaftlichen Folgen der Maßnahmen ließen sich derzeit noch nicht beziffern. Eine Verlängerung hänge von der weiteren Entwicklung der Lage ab. Wo der Betrieb aufrechterhalten werden müsse, würden Vorkehrungen zum Schutz der Mitarbeiter getroffen, betonte Daimler.

Auch VW stoppt Produktion in Europa

Zuvor hatte bereits Volkswagen angekündigt, einen Großteil seiner Werke in Europa für voraussichtlich zwei bis drei Wochen zu schließen, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Unterbrechungen gibt es bereits diese Woche in Werken in Spanien, Portugal, Italien und in der Slowakei, wie VW-Chef Herbert Diess bei Vorlage der Jahresbilanz in Wolfsburg mitteilte.

In China sei die Produktion wieder aufgenommen worden - dort stiegen die Auslieferungszahlen im März wieder. Doch "in Europa und global steht uns die Krise noch bevor". Es sei nun am wichtigsten, die Gesundheit und Sicherheit der Belegschaft sowie von deren Familien sicherzustellen. "Oberstes Ziel ist es, die Ausbreitung des Coronavirus so stark wie möglich zu verlangsamen."

Kritik vom VW-Betriebsrat

Laut VW-Betriebsrat ist die letzte Schicht an den meisten Standorten für Freitag geplant. Dies hält der Betriebsrat angesichts der wachsenden Corona-Risiken für zu spät. "Wir erwarten jetzt einen geordneten Ausstieg aus der Fertigung." Zudem müsse das Management detaillierte Pläne für die einzelnen Werke vorlegen, schrieben Betriebsratschef Bernd Osterloh und seine Stellvertreterin Daniela Cavallo an die Belegschaft.

Der Betriebsrat hatte Druck gemacht, weil sich die Belegschaft in der Produktion aus Sorge um ihre Gesundheit beschwerte. Während im Bürobereich bei VW Abstandsgebote wegen der Corona-Epidemie gelten, arbeiteten die Kollegen in der Produktion Schulter an Schulter. Der Betriebsrat habe gegenüber dem Vorstand diese "Zweiklassengesellschaft" kritisiert.

Ansteckung für ein paar hundert Autos riskieren?

In den vergangenen Tagen hatte es auch in deutschen VW-Werken erste bestätigte Fälle von Coronavirus-Infektionen gegeben.

"Für die verbleibenden Tage fordern wir eine Information aus dem Gesundheitswesen an die betroffenen Kolleginnen und Kollegen zu der Frage, wie ihr Ansteckungsrisiko zu bewerten ist", forderte der Betriebsrat weiter. Es sei nicht mehr einzusehen, "warum sie ohne eine klare Ansage und ohne klare Worte aus dem Management für ein paar hundert Autos mehr eine Ansteckung riskieren sollen, die sie dann womöglich früher oder später nach Hause in ihre Familien tragen".

Auch andere Autohersteller setzen Produktion aus

Die Konzerntochter Audi fährt ihre Werke in Ingolstadt, Neckarsulm, Belgien, Mexiko und Ungarn bis zum Wochenende ebenfalls schrittweise herunter - und auch bei Skoda soll die Produktion eine Zeitlang stillstehen.

Nach dem vom Mutterkonzern PSA verhängten Stopp fährt Opel die Produktion in seinem Stammwerk Rüsselsheim herunter. Und Ford wird ab Donnerstag an den deutschen Standorten in Köln und Saarlouis sowie anderen Standorten in Europa die Bänder anhalten.

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