Leere Bahnsteige auf dem Hamburger Hauptbahnhof

Aufrufe von EVG und ver.di Streiks bei der Bahn und an fünf Flughäfen

Stand: 21.04.2023 03:55 Uhr

Gestern gab es bereits Streiks an mehreren Flughäfen - heute wird das noch einmal gesteigert: Denn auch bei der Bahn geht seit dem frühen Morgen nichts mehr. Die Gewerkschaft EVG bestreikt bundesweit 50 Betriebe.

Bei der Bahn hat der angekündigte mehrstündige Warnstreik begonnen. "Die Schichten, die jetzt laufen, gehen in die Streikphase", sagte ein Sprecher der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) am frühen Morgen. Zahlreiche Beschäftigte seien dem Aufruf gefolgt und hätten ab 3.00 Uhr die Arbeit niedergelegt.

Vor allem am Freitagvormittag dürfte kaum ein Zug fahren. Die Deutsche Bahn wird den Fernverkehr aufgrund des Warnstreiks erst ab 13.00 Uhr aufnehmen. Auch der Nah- und Regionalverkehr wird am Morgen bundesweit weitestgehend ausfallen. Der Warnstreik soll bis 11.00 Uhr andauern. Bis dahin wird der Gewerkschaft zufolge "kein einziger Zug fahren".

Die Auswirkungen des Arbeitskampfes könnten aber noch etwas länger spürbar sein, für den Fernverkehr warnte die Deutsche Bahn vor möglichen Beeinträchtigungen bis in die Abendstunden. Laut EVG werden insgesamt 50 Betriebe bestreikt.

EVG will Druck erhöhen

Mit ihrem zweiten bundesweiten Warnstreik innerhalb von vier Wochen will die EVG den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen, "endlich verhandlungsfähige Angebote vorzulegen". Bereits Ende März hatten rund 350.000 Beschäftigte des Verkehrssektors nach einem Aufruf der EVG und der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di die Arbeit niedergelegt. Der damalige Warnstreik war länger und erstreckte sich über 24 Stunden.

Die EVG verhandelt aktuell mit 50 Bahn-Unternehmen über einen neuen Tarifvertrag. Den Arbeitgebern wirft sie eine "Verweigerungshaltung" vor und droht mit weiteren Streikaktionen. 

Gemeinsamer Streiktag ist laut EVG Zufall

Auch im Luftverkehr kommt es heute erneut zu Einschränkungen: Die Gewerkschaft ver.di bestreikt - wie bereits gestern - die Flughäfen Hamburg, Köln/Bonn und Düsseldorf. Heute kommen noch zusätzlich die Airports Stuttgart und Karlsruhe/Baden-Baden hinzu. Dass der Streik von EVG und ver.di erneut auf denselben Tag fällt, ist nach Angaben der EVG dieses Mal Zufall.

Gestern hatten bereits zehntausende Fluggäste Einschränkungen hinnehmen mussten: Am Flughafen Hamburg waren rund 38.000 Passagiere von Flugausfällen betroffen, in Köln/Bonn rund 28.000 und in Düsseldorf rund 27.000, wie die Betreiber mitteilten.

"Die Abflug-Terminals sind wie leergefegt"

An allen Flughäfen blieb es in den Terminals relativ ruhig - die meisten Passagiere waren informiert und fuhren erst gar nicht zu den Airports. "Die Abflug-Terminals sind wie leergefegt, die Lage ist ruhig", erklärte etwa eine Sprecherin des Hamburger Airports

In Düsseldorf wurde etwa die Hälfte der geplanten rund 400 Flugbewegungen gestrichen, wie der Flughafen mitteilte. 28 Flüge wurden auf andere Flughäfen umgeleitet. Ein ähnliches Bild werde auch für heute erwartet, sagte ein Sprecher. In Köln/Bonn fanden von 204 geplanten Flugbewegungen im kompletten Tagesverlauf 168 nicht statt, wie ein Sprecher sagte.

In Hamburg waren wegen des Ausstandes keine Abflüge möglich. Auch ein Drittel der Ankünfte wurde gestrichen, wie der Flughafen mitteilte. In der Hansestadt waren ursprünglich 305 Flüge geplant. Der Flughafen kritisierte die Aktion: "Der Streik trifft viele Unbeteiligte, die aufgrund des zusätzlichen Bahn-Streiks kaum Alternativen haben."

Forderung nach Zeitzuschlägen

Hintergrund sind Verhandlungen zwischen ver.di und dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) über Zuschläge für Nacht-, Samstags-, Sonntags- und Feiertagsarbeit sowie Regelungen zur Entlohnung von Überstunden für die Sicherheits- und Servicekräfte. Tarifverhandlungen am 11. und 12. April hatten keine Einigung gebracht. 

Ein schriftliches Angebot des BDLS sei laut ver.di unzureichend und nicht einigungsfähig, denn es bringe für die Arbeit an Samstagen und Sonntagen keine Verbesserungen, Zuschläge für Nachtarbeit seien zu niedrig und erst ab 22 Uhr und nicht ab 20 Uhr vorgesehen. Für Mehrarbeit oder Überstunden wollten die Arbeitgeber für Voll- und Teilzeitbeschäftigte künftig faktisch keine Zuschläge zahlen. Die nächste Verhandlungsrunde ist am 27. und 28. April geplant. 

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