EADS-Rückzug von US-Großprojekt Europäer legen sich mit den USA an

Stand: 09.03.2010 16:21 Uhr

Nach dem Aus für den europäischen Konzern EADS im Rennen um den Milliardenauftrag für das neue Tankflugzeug der US-Streitkräfte hat sich Wirtschaftsminister Brüderele enttäuscht geäußert. Schon "Anzeichen von Protektionismus" seien schädlich. Die EU-Kommission kündigte an, die weitere Entwicklung "sehr genau" zu verfolgen.

Entrüstung in Europa nach dem Aus für EADS im Kampf um ein "Jahrhundertgeschäft" mit der US-Luftwaffe: Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle warf der amerikanischen Regierung deutliche Bevorzugung des EADS- Konkurrenten Boeing aus den USA vor. "Auch bei der Beschaffung von Rüstungsgütern sollte der freie Wettbewerb nicht einseitig eingeschränkt werden", mahnte Brüderle. Gerade in der aktuellen Wirtschaftskrise schadeten "schon Anzeichen von Protektionismus".

Der Luftfahrtkoordinator der Bundesregierung, Peter Hintze, rief die US-Regierung zum Überdenken ihres Angebotsverfahrens auf.

EU-Kommission "besorgt"

Die EU-Kommission nannte es höchst bedauerlich, dass sich das Konsortium aus Northrop Grumman und EADS nicht imstande sehe, für den Auftrag zu bieten. Offene Beschaffungsmärkte garantierten besseren Wettbewerb und größeren Nutzen für den Steuerzahler, erklärte EU-Handelskommissar Karel De Gucht. Sollte sich herausstellen, dass die Ausschreibungsbedingungen einen offenen Wettbewerb verhindert hätten, wäre die EU-Kommission "äußerst besorgt". Die Kommission werde "weitere Entwicklungen in dem Fall sehr genau verfolgen".

Karel de Gucht

Ist "äußerst besorgt": EU-Handelskommissar Karel von Gucht

Der Chef der EADS-Tochter Airbus, Thomas Enders, warf der US- Regierung vor, voreingenommen zu agieren. "Die Folge ist, dass die USA nicht das beste Flugzeug bekommen werden, das es gibt", sagte EADS-Chef Louis Gallois bei der Bilanzvorlage. Sollten die USA die Ausschreibung allerdings ändern, werde EADS eine Bewerbung prüfen.

Das Pentagon zeigte sich "enttäuscht". Zugleich wies das US-Verteidigungsministerium den Vorwurf unfairer Wettbewerbsbedingungen zugunsten des amerikanischen Konkurrenten Boeing zurück, dem nunmehr das Feld allein überlassen ist.

Boeing das Feld überlassen

Northrop Grumman und das europäische Luft- und Raumfahrtunternehmen EADS hatten zuvor ihren Rückzug aus dem Bieterwettbewerb über 179 Tankflugzeuge im Wert von 35 Milliarden Dollar verkündet. Beide Konzerne begründeten dies mit unfairen Wettbewerbsbedingungen. Die Ausschreibung sei voll auf den Konkurrenten Boeing zugeschrieben.

EADS hatte noch unter der Regierung von Ex-Präsident George W. Bush den Zuschlag für das Geschäft erhalten. Auf Druck von Boeing war der Auftrag allerdings neu ausgeschrieben worden.

Das 100-Milliarden-Dollar-Geschäft

Die US-Luftwaffe muss 534 Tanker und Frachter ersetzen. Das verspricht langfristig ein Geschäft von 100 Milliarden Dollar. Zunächst geht es um 68 Maschinen für zwölf Milliarden Dollar und undatierte Folgeaufträge für 111 Flugzeuge. Northrop Grumman (NGC) hatte schon vor drei Monaten gedroht, das Handtuch zu werfen, weil "mit gezinkten Karten" gespielt werde. So hatte Boeing Einsicht in das Airbus-Preisangebot erhalten und konnte sein Angebot darauf abstimmen.