Umstrittene Agrarspekulationen Volksbanken stoppen Nahrungswetten

Stand: 27.05.2013 13:44 Uhr

Dürfen Geldhäuser auf die Preisentwicklung von Lebensmitteln spekulieren? Erst kürzlich hat die Deutsche Bank diese Frage mit "Ja" beantwortet - und heftige Kritik geerntet. Die DZ Bank dagegen steigt jetzt aus den umstrittenen Geschäften aus.  

Die genossenschaftliche DZ Bank steigt aus Spekulationsgeschäften mit Getreide und anderen Agrarrohstoffen aus. "Entsprechende Produkte werden von uns nicht mehr angeboten und auch keine neuen aufgelegt", schreibt das Institut in einem Brief an die Verbraucherorganisation Foodwatch. Die Frankfurter Großbank ist das Spitzeninstitut von rund 900 Volks-und Raiffeisenbanken in Deutschland - und Mutter der Fondsgesellschaft Union Investment, deren Produkte auch den Normalkunden dieser Ortsbanken angeboten werden.   

Inwieweit der Börsenhandel mit Agrarwertpapieren die Lebensmittelpreise treibt, ist unter Wissenschaftlern umstritten. Eigentlich dienen die Geschäfte dazu, dass sich Bauern gegen fallende Preise absichern können. Sie verkauften zum Beispiel ihren Weizen zu einem festgelegten Betrag lange bevor die Ernte überhaupt eingefahren ist. Fallen in der Zwischenzeit die Preise, hat nicht der Landwirt den Schaden, sondern der Händler, der ihm die Ware vorzeitig abgekauft hat. Der Händler wiederum profitiert, wenn die Preise steigen.

Seit vielen Jahren tummeln sich auch Banken und andere Investmentgesellschaften in dem Markt. Sie sind in der Regel gar nicht an den Produkten als solchen interessiert, sondern nur an möglichen Preissteigerungen und damit Gewinnen. Kritikern zufolge entkoppeln sich die an der Börse gezahlten Preise dadurch vom eigentlichen physischen Handel mit Weizen oder anderen Agrarrohstoffen. Organisationen wie Foodwatch machen die Finanzbranche daher für Nahrungsknappheit und Hungerkrisen verantwortlich.  

"Derzeit keine Nachfrage"

Die Deutsche Bank hatte ihren Verbleib in dem Geschäft Ende Januar damit begründet, dass "spekulativ ausgerichtete Anleger unverzichtbar für das Funktionieren von Rohstoffmärkten" seien. Foodwatch-Gründer Thilo Bode hatte dem größten deutschen Geldinstitut daraufhin vorgeworfen, "in hohem Maße unverantwortlich"  zu handeln.

Die DZ Bank nimmt in dem Brief keine Stellung zu der Streitfrage. Stattdessen begründet sie den Ausstieg schlicht damit, "dass wir derzeit keine Nachfrage nach solchen Produkten verzeichnen". Vor der DZ Bank hatten auch schon die Commerzbank und der Sparkassen-Fondsanbieter Dekabank mitgeteilt, in Zukunft auf Spekulationen mit Agrarrohstoffen zu verzichten.

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