Opec in Wien

Keine Erhöhung der Fördermengen OPEC wird russisches Öl nicht ersetzen

Stand: 12.04.2022 09:13 Uhr

Millionen von Barrel Öl müsste die OPEC zusätzlich bereitstellen, um ein Ölembargo westlicher Staaten gegen Russland zu kompensieren. Doch das will das Ölkartell nicht und sagt, es sei auch derzeit gar nicht möglich.

Auf russisches Öl zu verzichten scheint derzeit für die EU-Staaten schwierig zu werden. Auch das Ölkartell OPEC sieht nach eigenen Angaben keine Möglichkeit, die Lücke in der Ölversorgung durch eigene Lieferungen vollständig zu schließen. Fraglich ist auch, ob das Kartell überhaupt ein Interesse daran hätte.

Erst Kohle, jetzt Öl?

Nach einem Embargo für russische Kohle wollen die EU-Staaten als nächstes auch Öllieferungen aus Russland aussetzen, um Russland die Finanzierung des Ukraine-Krieges zu erschweren. Russisches Öl fällt gegenwärtig nicht unter die Sanktionen der EU, es wird aber als Teil eines weiteren Sanktionspakets erwogen. Australien, Kanada und die USA haben dagegen bereits entsprechende Käufe untersagt. Öl ist auf dem Weltmarkt leichter zu ersetzen als die Gas-Lieferungen aus Russland, von denen insbesondere Deutschland noch stark abhängig ist.

Das Förderkartell OPEC kann und will diese Lücke aber wohl nicht alleine schließen. Die Versorgungslücke könne mehr als sieben Millionen Barrel pro Tag (bpd) an Öl und anderen Flüssigexporten erreichen, so OPEC-Generalsekretär Mohammed Barkindo am Montag bei einem Treffen mit EU-Vertretern. "Angesichts der aktuellen Nachfrageaussichten wäre es nahezu unmöglich, einen Verlust an Volumen in dieser Größenordnung zu ersetzen."

Signal gegen Fördererhöhungen

Die gegenwärtige "Volatilität" am Markt, also die derzeitigen Preisschwankungen, sei die Folge von Faktoren, die die OPEC nicht kontrolliere. Experten sehen in dieser Formulierung ein Zeichen dafür, dass das Kartell seine Produktion nicht erhöhen wird. Die EU hat laut Reuters bei dem Treffen in Wien eine entsprechende Prüfung erbeten.

Die OPEC+, zu der neben den eigentlichen OPEC-Mitgliedern auch Förderländer wie Russland und Venezuela gehören, hatte vor gut einer Woche lediglich eine moderate Anhebung der Förderquoten um 400.000 Barrel je Tag beschlossen. Anfang Mai tritt die OPEC+ erneut zusammen.

Ölpreise seit Kriegsausbruch wieder deutlich gesunken

Die Ölpreise am Weltmarkt hatten sich in den vergangenen Tagen von den Mehrjahreshöchstständen, die kurz nach Beginn des Krieges in der Ukraine erreicht wurden, wieder entfernt. Heute notiert der Preis für Öl der Nordseesorte Brent mit rund 100 Dollar sogar fast 30 Prozent tiefer. Ein Barrel der US-Sorte WTI notiert derzeit bei etwa 96 Dollar.

Die Internationale Energieagentur (IEA) schätzte Mitte März, dass Öllieferungen aus Russland ab April um drei Millionen bpd fallen könnten. Bis zum 6. April betrug der Rückgang 0,6 Millionen bpd nach einer Durchschnittsproduktion von elf Millionen bpd im März.

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