Aufdeckungen durch "Offshore Leaks" Half die Deutsche Bank Steuerbetrügern?

Stand: 04.04.2013 17:33 Uhr

Nach den ersten Enthüllungen des internationalen Investigativprojekts "Offshore Leaks" gerät jetzt auch die Deutsche Bank wegen umfangreicher Geschäfte in Steueroasen in die Kritik. Nach Recherchen des NDR und der "Süddeutschen Zeitung" hat die Großbank im Auftrag von Kunden allein über ihre Niederlassung in Singapur 309 Firmen und Trusts in Steuerparadiesen gründen lassen. Kritiker werfen der Deutschen Bank vor, damit der Verschleierung von Geldströmen Vorschub zu leisten und mögliche Straftaten zu begünstigen.

Von Lena Gürtler, Mareike Fuchs und Christoph Heinzle, NDR

Die meisten der Firmen tragen Fantasienamen wie "Thrilling Returns Incorporated", "Amazing Opportunity Limited" oder "Market Dollar Group Limited". Eine Geschäftstätigkeit ist in öffentlich zugänglichen Quellen nur für einen kleinen Teil der Firmen festzustellen. Die Deutsche Bank ließ die Rechtseinheiten mit Hilfe des Singapurer Dienstleisters "Portcullis TrustNet" registrieren. Bei mehreren Firmen ist die Deutsche-Bank-Tochter "Regula Limited" als Direktorin eingesetzt.

Deshalb steht die Deutsche Bank jetzt in der Kritik. Politiker und Experten werfen ihr vor, damit der Verschleierung von Geldströmen Vorschub zu leisten und mögliche Straftaten zu begünstigen. Der finanzpolitische Sprecher der Grünen, Gerhard Schick, kritisierte das Geschäftsmodell international tätiger Geldinstitute wie der Deutschen Bank scharf. Die Wahrscheinlichkeit, dass Steueroasen "für etwas Illegales" genutzt würden, sei "sehr groß". Damit könnten etwa "Geldwäsche, Steuerhinterziehung und Korruptionsgelder" verschleiert werden.

Von der Bundesregierung toleriert?

Schick hält der Bundesregierung Versäumnisse vor. Die schwarz-gelbe Koalition versuche, "diese illegalen Strukturen zumindest zu tolerieren oder auch zu schützen". Der frühere Sachgebietsleiter der Steuerfahndung Frankfurt, Frank Wehrheim, wirft Großbanken wie der Deutschen Bank "Beihilfe zu Steuerhinterziehung, Geldwäsche und Ähnlichem" vor. Für Steuerfahnder sei das angesichts komplexer Konstrukte in Steueroasen "sehr selten zu ermitteln".

Deutsche Bank dementiert

Über hundert Mitarbeiter der Deutschen Bank Singapur betreuten die Firmen mindestens bis ins Jahr 2010 in mehreren Steueroasen, größtenteils auf den Britischen Jungferninseln. Offiziell beteuert die Bank, sie habe "umfangreiche Vorkehrungen" getroffen, um Geldwäsche zu verhindern. Details bleibt der Frankfurter Bank-Sprecher aber trotz Nachfragen von NDR und "SZ" schuldig und erklärt nur so viel: "Die Deutsche Bank bietet weder Steuerberatung an noch eine Dienstleistung 'Firmengründung in Steueroasen'".

Doch die "Offshore-Leaks"-Recherchen zeigen eindeutig, dass Berater der Deutschen Bank Singapur die Firmen mit Hilfe des Dienstleisters "Portcullis TrustNet" registrieren ließ. Und mehr noch: In einer Broschüre offeriert die Deutsche Bank ihren Kunden ganz unverblümt die "Gründung, das Management und die Verwaltung" von Trusts, Firmen und Stiftungen in verschiedenen Ländern. Dafür arbeite man eng mit den Rechts- oder Steuerberatern der Kunden zusammen.

Monatelange länderübergreifende Recherche

Unter dem Titel "Offshore Leaks" berichten renommierte Medien in mehr als 30 Ländern über Steueroasen-Geschäfte. Kooperationspartner in Deutschland sind die Süddeutsche Zeitung, das NDR Fernsehen und NDR Info. Sie enthüllten in Zusammenarbeit mit der Schweizer Sonntagszeitung bereits das Firmennetzwerk des Multimillionärs Gunter Sachs in Steuerparadiesen.

Das Rechercheprojekt unter Führung des "International Consortium of Investigative Journalists" (ICIJ) hat über neun Monate hinweg interne Daten zweier Dienstleister ausgewertet, die Firmen und Trusts in Steueroasen gründen und betreuen. In den zweieinhalb Millionen Dateien entdeckten die Reporter hinter den Namen von Strohmännern Superreiche, Unternehmer und Politiker.

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