EU-Kommissar stellt Energiestrategie vor Oettinger fordert eine Billion Euro für neue Stromnetze

Stand: 10.11.2010 14:06 Uhr

Eine Billion Euro in den kommenden zehn Jahren - diese gigantische Summe ist nach Ansicht von EU-Energiekommissar Oettinger nötig, um die Stromnetze auf Stand zu bringen. Nur dann könnten Solar- und Windenergie weiter ausgebaut werden. Zahlen müssten die Stromkunden, für die mehr Wettbewerb ein wenig Erleichterung bringen soll.

Von Peter Heilbrunner, SWR-Hörfunkkorrespondent Brüssel

Windkrafträder in der Nordsee; europäische Unternehmen, die in Nordafrika gigantische Solarparks errichten wollen: Europa kommt der Energiewende ein Stück näher. Was kaum einer sagt: Der Strom, der durch Wind und Sonne erzeugt wird, muss auch zu den Verbrauchern gebracht werden - und zwar dann, wenn der die Elektrizität benötigt. Das heißt: Wenn nachts ein Sturm über das Meer fegt, tagsüber aber Flaute herrscht, bringt das wenig - zumindest dann, wenn die Energie nicht gespeichert wird.

Steigende Strompreise werden die Folge sein

Genau deshalb will EU-Energiekommissar Günther Oettinger, dass Mitgliedsstaaten und Energieversorger massiv in den Ausbau der Hochspannungsleitungen investieren, aber auch in neue Speichertechnologien und grenzüberschreitende Verbindungen. Eine Billion Euro, also 1000 Milliarden, werden dafür in den kommenden Jahren nötig sein, rechnet Brüssel vor. Eine gigantische Summe, die am Ende die Kunden zahlen müssen. Weiter steigende Strompreise werden die Folge sein.

Doch Europa habe keine andere Wahl, sagt Oettinger. Erstens, weil sonst die selbstgesteckten Klimaziele nicht erreicht werden könnten und zweitens, weil die Abhängigkeit von russischen Erdgas- und saudischen Öllieferungen noch weiter steigen würde.

Mehr Wettbewerb soll Preisanstieg dämpfen

Damit die Verbraucher dennoch nicht unter der Last der Strom- und Gasrechnung zusammenbrechen, will die EU für mehr Wettbewerb im Energiesektor sorgen - dieser, so hofft Oettinger, könne den Anstieg der Energiepreise etwas dämpfen. Doch was so einfach klingt, ist in der Praxis schwierig: Denn in den Hauptstädten der EU tun die nationalen Regierungen alles dafür, die Monopole ihrer Energieversorger zu schützen - E.ON ist mit einem Übernahmeversuch in Spanien grandios gescheitert, weil Madrid quasi über Nacht die Übernahmegesetze verschärft hatte. Oettinger wird einen langen Atem brauchen.