Hintergrund

Volkswagen Der Streit um VW-Vorstand Peter Hartz

Stand: 04.07.2005 17:27 Uhr

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Die Diskussion um die Korruptionsaffäre beim Volkswagen-Konzern erreichte Personalvorstand Peter Hartz Ende Juni. Die "Wirtschaftswoche" berichtete bereits über den angeblichen bevorstehenden Rücktritt, das Dementi des VW-Konzerns folgte umgehend: "Peter Hartz ist und bleibt Personalvorstand bei Volkswagen." Und auch der Aufsichtsratschef stellte sich hinter Hartz: "Der Aufsichtsrat hat und wird Herrn Dr. Hartz keinen Aufhebungsvertrag anbieten", sagte Ferdinand Piech der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Gleichzeitig forderte Niedersachsens CDU-Ministerpräsident Christian Wulff eine "lückenlose Aufklärung ohne Ansehen der Person". Auch für Peter Hartz dürfe keine es "keinen Persilschein" geben.

Im Visier des Regierungschefs

Zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate war Hartz damit ins Visier der niedersächsischen Landesregierung geraten. Bereits im Rahmen der so genannten VW-Gehaltsaffäre hatte Wulff Hartz angegriffen: Dieser habe den Aufsichtsrat und VW-Chef Bernd Pischetsrieder zu spät über die Gehaltszahlungen an SPD-Abgeordnete informiert. Das Land hält rund 18 Prozent der VW-Anteile und ist damit größter Aktionär - Ministerpräsident Wulff sitzt im Aufsichtsrat des Konzerns.

Politischer Streit um Kanzlerfreund Hartz?

Nicht wenige Beobachter sehen im Zwist zwischen Hartz und Wulff einen politischen Streit - und einen Streit um die zukünftige Ausrichtung des VW-Konzerns in Zeiten des Sparzwangs. Hartz ist SPD-Mitglied und seit 1993 Mitglied des VW-Vorstands. Spätestens seit dem Entwurf der nach ihm benannten Arbeitsmarktreformen gilt er als Freund von Bundeskanzler Gerhard Schröder, der bis zu seinem Wechsel nach Berlin niedersächsischer Ministerpräsident war. Hartz soll außerdem laut "Stern" bei VW "ein Netzwerk von SPD-Leuten" aufgebaut haben, das die CDU-FDP-Landesregierung nun gerne loswerden wolle.

Erfinder ungewöhnlicher Beschäftigungsmodelle

In der Diskussion geht es aber auch um die verschiedenen Konzepte zur Bewältigung der Absatzkrise bei Europas größtem Autobauer. IG-Metaller Hartz gilt als überzeugter Anhänger der Mitbestimmung und des sozialen Ausgleichs - und als der Mann im Vorstand, der in den vergangenen Jahren mit ungewöhnlichen Beschäftigungsmodellen für den Erhalt der Jobs in den deutschen Werken kämpfte. Sein Name ist nicht nur mit den Arbeitsmarktreformen der Bundesregierung verbunden, sondern auch mit der Einführung der Vier-Tage-Woche bei VW, dem Modell "5000 x 5000" und einem umstrittenen Tarifabschluss mit langjährigen Beschäftigungsgarantien im vergangenen November. Gerne betont er die gute Zusammenarbeit der Tarifparteien sowie des Betriebsrats mit dem Vorstand, die er mit dem Schlagwort "Co-Management" beschreibt.

"Co-Management" oder "System VW"?

Unionspolitiker sprechen dagegen vom "System VW" - und von einer zu engen Verflechtung von Teilen des Vorstands, Betriebsrat, Gewerkschaft und SPD, die dem Erfolg des Autobauers im Wege stehe. VW brauche dringend einen Kurswechsel, der aber mit Hartz nicht zu machen sei. Vor allem die Beschäftigungssicherung in den deutschen Werken und die hohen Lohnkosten an diesen Standorten verhinderten, dass VW kostengünstiger produzieren könne. Seit Wochen stocken die Gespräche zwischen Betriebsrat und VW-Vorstand über ein neues Arbeitszeitmodell für das Stammwerk in Wolfsburg, das drei Schichten und Lohneinbußen für die Beschäftigten vorsieht. Hartz gilt als Gegner der Vorschläge.

Wulff: Hartz-Rücktritt annehmen

Eine der ersten Reaktionen auf das Rücktrittsangebot von Peter Hartz kam Hannover. "Ich bin für die Annahme des Gesuchs mit sofortiger Wirkung", sagte Ministerpräsident Wulff. Das Unternehmensinteresse müsse "alle anderen Überlegungen überragen."

Von Ralph Sartor, tagesschau.de